Der aktuelle Entwicklungsstand im Überblick
Das kanadische Unternehmen First Hydrogen (0,28 EUR | WKN: A3C40W | ISIN: CA32057N1042) positioniert sich als flexibler Wegbereiter für wasserstoffbasierte Logistik und arbeitet dabei mit Schwergewichten wie Amazon sowie Technologiepartnern wie Ballard Power zusammen. Besonders hervorzuheben ist der jüngst erlangte Praxiserfolg: Moderne H₂-Lieferfahrzeuge wurden bereits im realen Logistikbetrieb Amazons in Großbritannien getestet, ein entscheidender Proof-of-Concept. Das Design liefert First Hydrogen, die fertigen Fahrzeuge stammen von OEM-Partnern, dabei kommen die Brennstoffzellen von Ballard Power, die Kanadier integrieren und betreiben das komplette System inklusive H₂-Infrastruktur. Diese Kooperationen zeigen, dass wasserstoffbetriebene Transporter im Lieferalltag funktionieren und sogar schnell betankt werden können, ein logistischer Vorteil gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen in zeitkritischen Fleet-Anwendungen. Die Technologie soll nun bis 2028 in einer weiterentwickelten Version in Serie gehen, mit bis zu 1.000 km Reichweite als Zielmarke. Zusätzlich arbeitet First Hydrogen am Aufbau eines ganzheitlichen Ecosystems (Fahrzeuge, Elektrolyseure, Tankstellen, H₂-Delivery), und erweitert die Anwendung auf LKW, Boote, Landmaschinen und Notstromsysteme. Amazons paralleler Einsatz von 20.000 Wasserstoff-Staplern in über 100 Zentren zeigt die industrielle Skalierbarkeit solcher Lösungen. Mit dem Wachstum des E-Commerce-Weltmeisters haben neue Technologien die Möglichkeit sich schnell nach vorne zu entwickeln.

Warum First Hydrogen in Europa und Kanada die Zukunft sieht
Nach der Wahl von Donald Trump, der klimapolitische Ziele offen infrage stellt, richtet sich der Fokus der Wasserstoffbranche verstärkt auf Europa als stabilen Innovations- und Förderstandort. Vor diesem Hintergrund war die Expansion von First Hydrogen in die EU ein strategisch kluger Schritt. Das deutsche Büro wurde bereits 2024 in Betrieb genommen. CEO Balraj Mann fasste den Ansatz damals so zusammen: „Europa hat ein starkes Engagement gezeigt, um von seiner Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen auf sauberen Wasserstoff umzusteigen. First Hydrogen bringt nun wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenfahrzeuge nach Deutschland. Wir waren die ersten auf dem Markt mit erfolgreichen Versuchen mit verschiedenen Flottenbetrieben in Großbritannien.“
Parallel treibt First Hydrogen sein Dienstleistungsmodell weiter voran. Mit dem „Hydrogen-as-a-Service“-Ansatz plant das Unternehmen, zunächst Kunden im Korridor Montreal–Québec City mit grünem Wasserstoff zu versorgen und damit erste komplett emissionsfreie Lieferketten zu ermöglichen. Darüber hinaus gewinnt im Zuge der globalen Energiekrise ein weiterer Baustein an Bedeutung: SMRs, also kompakte Klein-Kernkraftwerke. Große Technologie-Konzerne bereiten milliardenschwere Investitionen in diesen neuen modularen Reaktoren vor, welche als regionale Energiequelle dienen und langfristig auch die Produktion von grünem Wasserstoff unterstützen könnten. So erschließt sich First Hydrogen frühzeitig ein Ökosystem, das künftig sowohl auf erneuerbare Energien als auch auf neue, skalierbare Nukleartechnologien setzen könnte.
SMRs als neuer Wachstumstreiber für Wasserstoff
Kernenergie rückt im Zuge weltweiter Net-Zero-Ziele wieder in den Fokus, sie wurde auch in Brüssel als "klimaschonend" eingestuft. Staaten und Konzerne investieren nun erneut in Atomkraft, um große Mengen CO₂-armen Strom zu erzeugen. Beispiele wie Samsungs Auftrag an Nel ASA zur Lieferung von Elektrolysetechnik zeigen den Trend: Überschüssige AKW-Energie wird zunehmend zur Wasserstoffproduktion genutzt. Auch First Hydrogen prüft den Einsatz kleiner modularer Reaktoren (SMRs), um unabhängig vom Stromnetz grünen Wasserstoff herzustellen. Die Kleinreaktoren sollen dort entstehen, wo Energie knapp und schwer verfügbar ist, und regionale H₂-Tankstellen versorgen. Da die EU Atomkraft als nachhaltig taxonomiekonform einstuft und der SMR-Markt in den kommenden zwei Jahrzehnten auf rund 300 Mrd. USD anwachsen könnte, positioniert sich das Unternehmen früh und gründete zudem eine eigene Tochtergesellschaft namens „First Nuclear“. Der Name scheint Programm zu werden, denn auch die Regierung von Kanada gibt in diesem Thema Gas. Das erste kommerzielle SMR-Kraftwerk soll bis 2030 in Darlington, Ontario, in Betrieb genommen werden.
Forschungspartnerschaft in Kanada mit Fokus auf Rechenzentren ("KI-Energie")
Premierminister Mark Carney möchte das neue Kernkraftwerksprojekt Darlington in Ontario als eines der ersten Projekte zu fördern, die im Rahmen des neuen Büros für Großprojekte Kanadas beschleunigt vorangetrieben werden sollen. Die Entscheidung der Bundesregierung, die den kleinen modularen Reaktor (SMR) von Darlington als Priorität für den Aufbau der Nation hervorhebt, unterstreicht die Absicht Kanadas, das erste G7-Land mit einem betriebsbereiten SMR zu werden. Ein Meilenstein, der die Grüne-Energie-Produktion von First Hydrogen direkt unterstützt. Diese SMRs sind für die Fertigung im Werk und den Einsatz in kleinem Maßstab konzipiert. Der erste SMR in Darlington könnte genug Energie liefern, um 300.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Um Tempo aufzunehmen, arbeitet First Hydrogen mit Prof. Muhammad Taha Manzoor von der University of Alberta zusammen. Ziel ist die Weiterentwicklung von SMR-Konzepten, insbesondere Materialforschung und Designoptimierung. Ein zentraler Treiber: KI-Rechenzentren benötigen bis zu zehnmal mehr Energie als klassische IT-Infrastrukturen, was den globalen Strombedarf massiv erhöht. Goldman Sachs Research prognostiziert, dass der weltweite Strombedarf von Rechenzentren bis 2027 um 50 % und bis zum Ende des Jahrzehnts um bis zu 165 % steigen wird. Darüber hinaus könnten bis 2030 schätzungsweise 720 Mrd. US-Dollar für Investitionen in das Stromnetz erforderlich sein.
Perspektivisch sollen SMRs eine zuverlässige, kohlenstoffarme Stromquelle für verschiedene Anwendungen darstellen, von der Stromversorgung von Netzen bis hin zur Unterstützung von Industrie und abgelegenen Gemeinden. Die technische Bauweise ist bereits beschlossene Sache, denn SMRs mit geschmolzenem Salz als Kühlmittel gelten als sicher und effizient und ermöglichen eine konstante Stromversorgung zur H₂-Erzeugung. Angesichts erwarteter globaler Investitionen von über 5 Bio. USD in Rechenleistung bis 2030 sieht sich First Hydrogen optimal positioniert, diesen Energietrend zu bedienen.
Die Peergroup hat sich schon in Bewegung gesetzt
Innerhalb des gesamten Sektors kam es in den letzten Monaten zu starken Aufwertungen, es scheint sich ein neuer Megatrend auszubilden. Besonders im Rampenlicht standen Oklo Inc., das Unternehmen erhielt eine Absichtserklärung der US-Verteidigungsbehörde zur Lieferung von Strom mittels SMRs auf einer Militärbasis in Alaska. Damit ist klar: Es geht nicht nur um zivile Stromversorgung, sondern auch um Hochsicherheits- und Militäranwendungen, gerade im Zuge nicht endender geopolitischer Unsicherheit ein großer Markt. Es sieht daher so aus, als wäre der Startschuss für den globalen Einsatz der SMR-Technologie gefallen. Durch die Gründung einer spezialisierten Einheit und eine gezielte Kooperation positioniert sich First Hydrogen stark für den kommenden Nachfrageanstieg im Markt. Die bisherige relative Stärke im Sektor und die langfristigen Wachstumsaussichten lassen weitere Kurssteigerungen als realistisch erscheinen.

Fazit: First Hydrogen probt die Startaufstellung
Bislang fehlen der Börse erste Fortschritte der letzten Monate. Die technische Bewegung der FHYD-Aktie gleicht deshalb einer anhaltenden Konsolidierung. Da die Umsätze aber stark zurückgegangen sind, ist davon auszugehen, dass bei 0,46 CAD eine gute Basis erreicht worden ist, einen initialen Aufwärts-Move hinzulegen. Denn oft, wenn das Handelsvolumen zurückgeht, sind gerade Spezialisten dabei, wertvolle Stücke aus dem Markt zu nehmen.Die Marktkapitalisierung von nur noch 34,5 Mio. CAD könnte auch bald Übernahme-Interessenten auf den Plan bringen. Höchst spannend!

Das Update erfolgt auf den initialen Report 07/2022