Metallische Rohstoffe in der politischen Klemme
Nicht zum ersten Mal stellt sich die Situation bei den zukünftigen Förderern von strategischen Metallen als herausfordernd dar. 65 % der heutigen Weltmarktversorgung in wichtigen Hightech-Metallen entspringt politisch instabilen Regionen. Westliche Industrien stehen somit unter Druck, sichere Jurisdiktionen in eine mittelfristige Lieferposition zu bekommen. Viele Staaten wissen heute, dass dieses Ziel nur durch gemeinsame und konzertierte Anstrengungen erreichbar ist, denn die Abhängigkeit der westlichen Welt von Peking und Moskau bleibt ein Topthema für die Bergbauindustrie und ihre Abnehmer.
Südkorea ist bislang der größte Pro-Kopf-Verbraucher von Wolfram. Megatrends wie E-Mobilität, Künstliche Intelligenz und Metaverse spielen für das asiatische Land eine entscheidende Rolle als Pendant zum regional übermächtigen China. Denn Wolfram wird immer wichtiger bei der Herstellung von Elektrofahrzeug-Batterien, da es die Energiedichte deutlich erhöhen kann. Auf dem Zukunftsplan der Industrie erscheinen schon heute Niob-Wolframoxid-Batterien, sie verfügen über deutlich niedrigere Ladezeiten und bieten eine höhere Leistungsdichte. Asiatische Hersteller wie BYD versprechen sich durch Erhöhung des Wolfram-Anteils in den begehrten Antriebs-Batterien überdies mehr Ausdauer und Sicherheit. Was in Friedenszeiten oft vergessen wird, ist in Kriegszeiten wieder auf dem Tablett: Rüstungsgüter enthalten eine große Menge des Härtungsmetalls Wolfram. Es verstärkt die Außenwände von Hohlkörpern oder erhöht den Schmelzpunkt von Legierungen. Dank der Rückendeckung einiger Regierungen und großer Industrie-Unternehmen, die nach einer zuverlässigen Quelle für das seltene Metall suchen, ist Almonty Industries im Markt für strategische Ressourcen bestens aufgestellt.
Ein Paukenschlag ertönt aus China
Bis Mitte Januar war es noch ruhig um Almonty Industries Inc. (WKN: A1JSSD | ISIN: CA0203981034 | Ticker-Symbol: ALI). Der Kurs bewegte sich bei mittleren Umsätzen lange um die 1 CAD-Marke. Doch dann gab es eine Reihe von bedeutenden Unternehmensmeldungen in Folge. Besonders beachten sollten Anleger die verbalen Auseinandersetzungen zwischen USA und China seit dem Amtsantritt von Donald Trump. Mit der Erhebung von Handelszöllen von Seiten der USA sind auch Exportbeschränkungen Chinas für strategische Metalle ins geopolitische Rampenlicht und Bewusstsein der Marktteilnehmer gerückt. Als Reaktion auf die Sicherung von US-Interessen gab Almonty am 25. Januar bekannt, seinen Firmensitz von Kanada in die USA zu verlegen. Neben dem direkten Zugang zur abnehmenden Industrie, eröffnet sich auch die weite Welt der US-orientierten Fonds, welche speziell im Bereich des HighTech-Sektors das weltweite Kursgeschehen dominieren. Ein entsprechndes Listing in den USA kann mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 400 Mio. USD nun ins Auge gefasst werden.
Abnahmeverträge rücken ins Visier
Neben Wolfram besitzt die nun in den Fokus gerückte Sangdong-Mine in Südkorea auch beträchtliche Vorkommen an Molybdän. Almonty hatte das Metall bis 2025 noch gar nicht so recht ins Visier der internen Berechnungen gerückt. Dann folgte die überraschende Meldung, dass man einen milliardenschweren Abnahmevertrag mit einem SpaceX-Zulieferer abschließen konnte. Denn ab 2026 plant das Unternehmen bis zu 5.600 Tonnen Molybdän zu einem Mindestpreis von 19 USD pro Pfund zu liefern – eine garantierte Einnahmequelle von mindestens 234 Mio. USD pro Jahr, unabhängig von Marktpreisschwankungen. Konket handelt es sich bei dem Partner um SeAH M&S, dem größten Verarbeiter von Molybdänprodukten in Südkorea und dem Betreiber der zweitgrößten Molybdänoxidschmelze der Welt.
Die Produktion startet in 2026, SpaceX schlägt zu.
Das Sangdong-Molybdänprojekt, das von Almonty Korea Moly Corp. (AKMC), entwickelt wird, ist bereits vollständig genehmigt und wird voraussichtlich Ende 2026 mit der Produktion beginnen, wobei die Lebensdauer der Mine auf der Grundlage historischer Daten der koreanischen Regierung auf 60 Jahre geschätzt wird. SeAH M&S seinerseits baut im texanischen Temple, eine 110 Mio. USD teure Metall- und Fertigungsanlage, welche Metallprodukte für die Space Exploration Technologies Corp. (SpaceX) sowie für die US-amerikanische Verteidigungs- und zivile Raumfahrtindustrie liefern soll.

Eine wichtige Basis für die künftige Wolfram-Produktion stellt auch der Abnahmevertrag mit der österreichischen Plansee-Gruppe dar. Hier wird ein Mindestpreis von 235 USD je Tonne zu Grunde gelegt, im historischen Hoch stand der Preis auch schon mal über 500 USD. Plansee ist einer der weltweit führenden Wolframanbieter mit rund 11.000 Mitarbeitern und Produktionsstätten in rund 50 Ländern. Das Engagement der Österreicher unterstreicht die Underdeckung der Weltmärkte in diesem wichtigen Metall.
Analysten sind begeistert
Im deutschsprachigen Magazin Hot Stock Report äußerte sich CEO Lewis Black wie folgt: „Das ist großartig, Wolfram und Molybdän sind nun Teil des Krieges und Ringens der USA und China um Rohstoffe.“ Analysten sehen in den Eskalierungen der letzten Wochen ein klares Indiz dafür, dass der Kampf um essentielle Stoffe wohl begonnen hat. Gerade im Rüstungsbereich werden die Härtungsmetalle benötigt. Mit den höchsten Schmelzgraden im Metall-Universum findet Wolfram vor allen in Munition und Panzerungen höchste Relevanz. US-Präsident Donald Trump forderte die NATO wiederholt auf, ihre Militärausgaben deutlich anzuheben, wenn die USA langfristig an der Seite des Bündnis verbleiben soll. Der Druck ist hoch!
Sphene Capital-Analyst Peter Thilo Hasler hat seine Berechnungen nocheinmal aktualisiert und sieht beachtliches Potenzial: Er erhöhte sein Kursziel für Almonty von 3,21 CAD auf 5,20 CAD (Quelle: Sphene Capital). Der Experte aus München erwartet bereits mit dem Betriebsstart für 2026 signifikante Umsätze von über 192 Mio. CAD und ein EBIT von 69,4 Mio. CAD. Unter dem Strich soll ein Nettogewinn von 46,8 Mio. CAD oder 0,19 CAD je Aktie erreichbar sein. Nach heutigen Kursen um 2,15 CAD wäre die Aktie also aktuell mit einem KGV 2026e von 11,3 bewertet. Angesichts der hohen Marktdynamik ein Ratio, dass auch mal über 30 gehen kann.

Bewertungsrelationen zeigen explosives Potenzial
Wolfram, Molybdän und Seltene Erden gehören zu den äußerst kritischen Stoffen. Wie hoch die weltweite Knappheitssituation auf die Bewertung von Unternehmen durchschlagen kann, zeigt das Beispiel der MP Materials Corp aus den USA. Mit dem kalifornischen Mountain Pass Projekt besitzt das Unternehmen die größte Seltene Erden-Liegenschaft der westlichen Welt. Der Umsatz wird im vergangenen Jahr 2024 auf etwa 192 Mio. USD taxiert, im Jahr 2019 hatte er noch 73 Mio. USD betragen. Bis 2027e erwarten die Analysten auf der Plattform LSEG einen Erlösanstieg auf rund 750 Mio. USD für möglich. Bewertet ist MP Materials derzeit mit knapp 4 Mrd. USD, also rund 10 mal Almonty Industries. Natürlich werden sich die Umsätze der Unternehmen unterschiedlich entwickeln, denn die Verfügbarkeit der Metalle wird über den Weltmarkt definiert. Die Ausgangssituation von Almonty Industries zeigt aber im vergleich zum US-Konkurrenten eine deutlich niedrigere Bewertung. Liegt wohl auch der kanadischen Börse, die in 2024 keine hohen Aufschläge für börsennotierte Junior-Unternehmen liefern konnte. An den US-Börsen ist die Dringlichkeit der Lieferketten-Sicherung viel stärker eingepreist. Dem Produzenten Almonty wird die Umsiedlung in das Nachbarland daher sehr gut tun.
Ende letzter Woche trat CEO Lewis vor die Kamera von Stockhouse. Hier geht es zum Video-Interview von Moderatorin Lyndsay Malchuk.
Ein Übernahmegerücht geht viral
Im Bereich Wolfram und Molybdän haben wir es mit einem engen Markt zu tun. Schnell treten größere Interessenten auf den Plan, die noch gar nicht in Erscheinung getreten sind. Laut einem LinkedIn Post haben Marktbeobachter das Unternehmen Global Tungsten & Powders Corp. (GTP), eine Tochtergesellschaft der privaten, östereichischen Plansee Gruppe, als möglichen Aufkäufer ausgemacht. Mit einem Anteil von 13,97 %, also 38,15 Mio. Aktien, hat die Beteiligung schon heute strategische Dimensionen. GTP hat in den vergangenen Tagen folgende übersetzte Nachricht veröffentlicht: "Als Reaktion auf mögliche neue Importzölle bekräftigt GTP sein Engagement, unseren Kunden einen ununterbrochenen Service und eine kontinuierliche Versorgung mit Wolframprodukten zu bieten. Ihr Wolframanbieter in den USA. Denken Sie an Wolfram. Denken Sie an GTP." Klingt nach Marketing, es könnte aber auch auf größere Intentionen hindeuten. Laut der Plattform LSEG ist Almonty die einzige Beteiligung von GTP an einem börsennotierten Unternehmen. GTP hat sich mit seiner Aussage zum Wolfram-Markt weit aus dem Fenster gelehnt - ein Indiz für ehrgeizige Pläne im Falle eines Bieterstreits. Auch die deutsche Rohstoff AG besitzt noch über 10 % an Almonty und könnte in möglichen Spekulationen eine Rolle spielen. Die Großaktionäre werden für ihr langes Ausharren bis zum Minen-Neustart in Südkorea sicherlich ein entsprechendes Aufgeld verlangen. Wir werden hier am Ball bleiben.
Fazit: Im Steigflug zur Neubewertung
Der 24-Monats-Chart der Almonty-Aktie spiegelt die jüngere Vergangenheit der Aktie wieder. Im internationalen Fokus steht der Produzent nun seit einigen Wochen, darauf weisen die explosiven Handelsumsätze hin. Das Dual-Listing in Australien eröffnete dem Unternehmen umfangreiche Refinanzierungsmöglichkeiten, hohe Aufmerksamkeit genießt das Unternehmen aber auch am umsatzstärksten Handelsplatz Deutschland (hier vor allem Tradegate). Vielleicht gesellt sich in den nächsten Monaten ein US-Listing hinzu.

CEO Lewis Black hatte in den letzten Monaten oft um Geduld bitten müssen, weil sich die Genehmigungs-Prozesse im Bergbau auch einmal länger hinziehen können. Doch nun ist es soweit: Wolfram gibt es 2025 und Molybdän ab 2026 auch aus Südkorea. Die China-Dominanz wird sich in diesem Thema also schnell relativieren. Bei der anstehenden Neubewertung sollten der US-Markt und Vergleichsunternehmen wie MP Materials nicht übersehen werden. Die Story ist mit der jüngsten Kursverdopplung u. E. erst am Anfang!
Das Update erfolgt auf unseren initialen Report 12/2021.