Made in Germany im Zukunftsmarkt
„Deutschland fehlt es an Innovationen, das frühere Qualitätssiegel „Made in Germany“ gibt es nicht mehr!“, so die aktuelle Meinung in der Gesellschaft. Doch weit gefehlt, gerade in einem der Zukunftsthemen, der Entwicklung und Produktion von Batterien für die Elektromobilität, zeigt Deutschland seine frühere Strahlkraft. Doch der mögliche Game Changer kommt weder von den Automobilgiganten VW, BMW oder Daimler, sondern von der in Heidelberg sitzenden und im Jahr 2000 gegründeten Beteiligungsgesellschaft Altech Advanced Materials, aktuell mit einem Börsenwert in Höhe von 39,55 Mio. EUR ausgestattet.
Auf drei Beinen
Dabei ist das Unternehmen kein one-hit-wonder, sondern ist mit unterschiedlichen Technologien breit diversifiziert. Zum einen steht das Unternehmen für hochreines Aluminiumoxyd für die Industrie. Dieses Geschäft wird in Malaysia vorangetrieben.
Das zweite Geschäftsfeld ist die Anwendung von Aluminiumoxyd im Bereich der Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batterien, Silumina Anodes, an dem Altech Advanced Materials über ein Joint Venture 25% besitzt. Die restlichen 75% hält das australische Unternehmen Altech Chemicals. Dabei besitzt die neuartige Beschichtungstechnologie Game-Changer-Potenzial. Batterien werden mit einer speziellen Nanobeschichtung aus hochreinem Aluminiumoxid und einer Anreicherung von Silizium versehen, was die Ablagerung von Lithiumteilchen an den Elektroden verhindern soll. Ein Kapazitätsverlust, wie man ihn aktuell bei Lithium-Ionen-Batterien verfolgen kann, wird somit deutlich minimiert.
Dadurch steigt die Leistungsfähigkeit einer Batterie um 15%, die Lebensdauer wird sogar um 30% verlängert. Zudem zeigten weitere Forschungen, dass mit der gezielten Aufstockung des Silizium-Anteils an der Anode eine Verdopplung der Leistungsfähigkeit erreicht werden kann. Das Ergebnis der Vormachbarkeitsstudie für das geplante Werk für keramische Beschichtung von Anodenverbundmaterial in Schwarze Pumpe, südlich von Cottbus, zeigte das deutliche Potenzial auf. Der Nettobarwert (NPV) vor Steuern des Projekts liege bei rund EUR 420 Mio. EUR. Bei einer geplanten Vollauslastung der noch zu bauenden Produktionsstätte von 10.000t p.a. würde sich demnach ein EBITDA in Höhe von 52,00 Mio. EUR ergeben. Aktuell liegt der Börsenwert der Heidelberger wie oben beschrieben bei knapp 40 Mio. EUR.
Altech trotzt den Lieferketten
Im Hinblick auf gesprengte Lieferketten und knappen Rohstoffen besitzt auch das zweite gegründete Gemeinschaftsunternehmen Game-Changer-Potenzial. Mit 25% ist Altech Advanced Materials an der neu gegründeten Altech Energy Holdings GmbH beteiligt, drei Viertel hält auch hier das börsennotierte australische Unternehmen Altech Chemicals Ltd. Joint Venture wiederum gründete nun mit dem Fraunhofer-Institut für keramische Technologien und Systeme IKTS, dem führenden Batterieinstitut in Deutschland, die neue Altech Battery GmbH. Ziel dieser ist es, eine Natrium-Aluminiumoxid-Festkörperbatterie (SAS) unter dem Produktnamen CERENERGY zu produzieren und zu vertreiben.
Jahrelange Forschungsarbeit
Dabei besitzen die SAS-CERENERGY-Batterien enorme Vorteile gegenüber den herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien und könnten die aktuelle Technologie zukünftig ersetzen. CERENERGY-Batterien sind nicht brennbar und deshalb feuer- und explosionssicher, haben eine Lebensdauer von mehr als 15 Jahren und funktionieren in extrem kalten und heiβen Klimazonen. Die Batterietechnologie verwendet Kochsalz und geringe Mengen Nickel. Zudem werden weder Lithium, Kobalt, Graphit noch Kupfer benötigt und funktioniert damit unabhängig von kritischen Lieferengpässen und Preissteigerungen der Rohstoffe. Die Herstellungskosten der CERENERGY-Batterien dürften laut Fraunhofer zudem rund 40 % niedriger sein als die von vergleichbaren Lithium-Ionen-Batterien.
Die zu kommerzialisierende SAS-Technologie wurde in den letzten acht Jahren vom Fraunhofer IKTS entwickelt. Dabei wurde die Energiekapazität deutlich erhöht und niedrigere Produktionskosten ermöglicht. SAS-Batterien wurden in Bezug auf ihre Kapazität bereits erfolgreich in stationären Batteriemodulen getestet. Aktuell befinden sich die SAS-Batterien des IKTS in der letzten Phase der Produktprüfung und sind bereit für die Vermarktung. Der Plan sieht auch hier vor, die erste Produktionslinie mit einer jährliche Kapazität von 100 MWh im Werk in Schwarze Pumpe zu starten. Langfristig ist der Bau weiterer Linien bis hin zu einer Gigawatt-Batterieanlage geplant.
Zwischenfazit
Das Potenzial von Altech Advanced Materials konnte man bereits vor der Gründung des neuen Joint-Ventures mit dem Fraunhofer-Institut erkennen. Mit dem patentierten Beschichtungsverfahren Silumina Anodes haben die Heidelberger bereits ein heißes Eisen im Feuer. Durch das Joint Venture von Altech Advanced Materials, Altech Chemicals Ltd sowie dem Fraunhofer Institut für keramische Technologien und Systeme IKTS entsteht nun ein neuer Player, der eine Revolution in der Beschaffenheit neuer Batterien für die Elektroautomobilindustrie einläuten könnte. Zu vergessen ist jedoch nicht, dass der Weg hin zur Massenproduktion noch weit ist und somit trotz großer Chancen gleichermaßen Risiken bestehen. Somit dürfte ein nächstes großes Ziel der Start der angekündigten Pilotanlage sein.
Das Update erfolgt auf den initialen Report 02/2022