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02.06.2022, Autor: André Will-Laudien

Aktien-News: Saturn Oil + Gas - Der nächste Paukenschlag — Aufstieg in eine neue Liga

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Täglich schrauben sich die Ölpreise nach oben, nun droht auch noch ein Öl-Embargo seitens der EU gegen den Aggressor Russland. Das verkompliziert die Lage Deutschlands zunehmend, denn zur eh schon schwierigen Gasversorgungslage für den kommenden Winter gesellt sich nun die alternative Beschaffung von Öl an den Weltmärkten. Dies zu Preisen, die jüngst auf ein 14-Jahres-Hoch geklettert sind. Deutschland war bis 2021 zu ca. 40% von russischen Energielieferungen abhängig. Jenseits des Atlantiks geht es in der Ölproduktion allerdings Schlag auf Schlag. Saturn Oil + Gas aus der kanadischen Provinz Saskatchewan zieht ein weiteres Mal eine Mammutübernahme durch, diesmal im Volumen von 260 Mio. CAD. Die Produktion kann durch den Deal um 50% steigen. Der westliche Beschaffungsmarkt dankt bereits. Wir rechnen nach.


Lesezeit: 7 Minuten

Der nächste Coup in Kanada

Saturn Oil + Gas Inc. meldet erneut eine transformative Übernahme. Diesmal handelt es sich um die Vereinbarung zum Erwerb von synergetischen Vermögenswerten im Gebiet Viking in West-Central Saskatchewan für ca. 260 Mio. CAD. Durch die Übernahme von Viking gelangt Saturn in den Besitz einer zusätzlichen Produktion von ca. 4.000 Barrel am Tag (boe/d davon ca. 98% Leichtöl und Flüssigkeiten). Dies ist gepaart von einem hohen Netto-Cashflow sowie 140 neuen Grundstücken, welche strategisch in der Viking-Region zu finden sind. Es handelt sich hierbei um eine der attraktivsten Leichtöl-Ressourcengebiete in Nordamerika. Die Übernahme von Viking ergänzt Saturns bestehendes Leichtölvorkommen und integriert benachbarte Liegenschaften in Südost-Saskatchewan, innerhalb des bekannten Frobisher- und Midale-Vorkommens. Die Tagesförderleistung erhöht sich durch die Akquisition bei Volllast um mehr als 50% auf ca. 11.400 boe/d.

Die Steigerung der Produktion bleibt der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Quelle: pixabay.com

Synergie-Effekte durch Vorteile in der Infrastruktur

Die vorliegende Transaktion hebt die zuletzt geänderte Prognose für den bereinigten Cashflow im Jahr 2023 nochmals auf 223 Mio. CAD an, was in etwa 3,98 CAD pro Aktie entspricht. Starke Nettogewinne können bis zu einer Untergrenze beim Ölpreis von etwa 50 CAD für Edmonton Light erzielt werden, was auf aktuellem Niveau die Generierung eines beträchtlichen freien Cashflows unterstützt. Er wird in erster Linie zum Schuldenabbau und zur Finanzierung des kurzfristigen organischen Wachstums verwendet.

Auf der Kostenseite profitiert Saturn von Synergie-Effekten in der verfügbaren Infrastruktur, was zu einer weiteren Senkung der Betriebskosten pro Boe führen wird. So wird die Übernahme von Viking den Prognosen zufolge die Lizenzgebühren von ca. 15% auf 12% senken und die Betriebskosten pro Boe um geschätzte 16% reduzieren. Saturn erwartet weitere Kosteneinsparungen in den Bereichen Transport-, Arbeits- und Prozessingkosten durch die zusätzlichen Verarbeitungsmöglichkeiten, die durch die Übernahme von Viking entstehen. Die Erweiterung der Produktionsbasis führt weiterhin zu betriebliche Effizienzsteigerungen und einer hohen Anlagenauslastung, welche derzeit noch bei unter 60% liegt. Mit größeren Produktionsmengen können die fixen und variablen Kosten gesamtbetrieblich besser umgelegt werden. Die Wachstumsstrategie macht insbesondere aus diesem Blickwinkel Sinn.

Saturn-CEO John Jeffrey gab sich zuletzt sehr optimistisch. Quelle: Saturn Oil & Gas

CEO John Jeffrey kommentiert: „Diese bedeutende Transaktion stellt einen weiteren wichtigen Meilenstein für Saturn dar, da wir unsere Strategie zum Aufbau eines skalierbaren Portfolios von Vermögenswerten umsetzen, die einen freien Cashflow generieren und sowohl die kurz- als auch die längerfristige Entwicklung unterstützen. Gleichzeitig diversifizieren wir unsere Produktion über mehrere hochwirtschaftliche Projekte, um unsere Nachhaltigkeit zu verbessern.“

Bought-Deal-Finanzierung in Kombination mit befristeten Krediten

Die Akquisition von Viking wird durch eine Aufstockung des bestehenden vorrangig besicherten Darlehens („Senior Secured Term Loan“) um 200 Mio. CAD und durch eine garantierte Bought-Deal-Finanzierung mit einem erwarteten Gesamterlös von 65,0 Mio. CAD finanziert. Der freie Cashflow, der zum Schuldenabbau und zur Finanzierung von organischem Wachstum eingesetzt werden kann, steigt erheblich und erhöht das Aktionärsvermögen mittelfristig.

In Verbindung mit der Unterzeichnung der endgültigen Vereinbarung für die Übernahme von Viking hat Saturn mit einem Konsortium von Emissionsbanken unter der Leitung von Canaccord Genuity Corp. und Eight Capital eine Vereinbarung über die Ausgabe und den Verkauf von ca. 23,6 Mio. Zeichnungsscheinen auf Bought-Deal-Basis getroffen. Die Zeichnungsscheine werden zu einem Stückpreis von 2,75 CAD angeboten, wodurch ein Bruttoerlös von insgesamt ca. 65,0 Mio. CAD („Bought Public Offering“) erzielt wird. Das Unternehmen hat den Konsortialbanken außerdem eine Mehrzuteilungsoption eingeräumt, um bis zu 3,5 Mio. zusätzliche Zeichnungsscheine zu denselben Bedingungen wie beim öffentlichen Kaufangebot zu erwerben, die bis spätestens 30 Tage nach Abschluss des Angebots ausgeübt werden kann.

Jeder Zeichnungsschein verbrieft rechnerisch eine Aktie ohne weitere Zuzahlung und einen halben Optionsschein mit Ausübungsbasis von 3,20 CAD und 12 Monaten Laufzeit. Für beide Instrumente wird eine Börsennotiz angestrebt. Wenn die Viking Akquisition nicht wie oben beschrieben innerhalb von 120 Tagen nach dem Abschlussdatum des Angebots abgeschlossen wird oder zu einem früheren Zeitpunkt beendet wird, werden die Bruttoerlöse des "Bought Public Offering" und der anteilige Anspruch auf Zinsen, die aus den Bruttoerlösen des Angebots erwirtschaftet wurden oder als erwirtschaftet gelten, abzüglich aller anwendbaren Quellensteuern, an die Inhaber der Zeichnungsscheine ausgezahlt und diese gleichzeitig annulliert.

Die Finanzierungsstruktur ist komplex. Quelle: pixabay.com

Saturn erwartet den Abschluss einer geänderten und neu gefassten Vereinbarung über ein vorrangig gesichertes befristetes Darlehen mit seinem in den USA ansässigem Kreditgeber hinsichtlich der Bereitstellung eines zusätzlichen Darlehens von 200 Mio. CAD. Das Darlehen unterliegt einem Zinssatz von CDOR + 11,5% und wird über drei Jahre amortisiert werden, wobei 50% im ersten Jahr, 30% im zweiten Jahr und 20% im letzten Jahr rückzahlbar sind. Basierend auf Vorhersagen zu Produktionszahlen und Rohstoffpreisen erwartet Saturn, das gesamte Darlehen weit vor den geplanten Zahlungsterminen zurückzuzahlen. Der Abschluss der weiteren Änderungsvereinbarung hängt von der Ausführung einer gegenseitig akzeptierten Kreditdokumentation ab, die den Bedingungen der schriftlichen Verpflichtung entspricht, sowie der Erfüllung gewöhnlicher Abschlussbedingungen, einschließlich aller Bedingungen zum Abschluss der Viking-Akquisition.

Der mittelfristige, strategische Plan ist schlüssig

Die Akquisition von Viking steht im Einklang mit der Strategie von Saturn Oil + Gas, ein führender börsennotierter Leichtölproduzent zu werden, und zwar durch den Erwerb und die Erschließung von unterbewerteten, risikoarmen Projekten, die den Aufbau eines starken Portfolios von Cashflow-Vermögenswerten mit strategischen Entwicklungsmöglichkeiten unterstützen.

Durch die Integration neuer Liegenschaften bei Viking steigt der Diversifikationseffekt, was das Gesamtengagement im Risiko senkt und eine nachhaltigere Investitionsstrategie umsetzt. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Produktion von Viking mit 35 bis 40 Bohrungen pro Jahr auf einem Niveau von ca. 4.500 boe/d gehalten werden kann, was einen freien Cashflow von über 85 Mio. CAD pro Jahr mit Steigerungspotenzial beeinhaltet. Die Basisproduktion kann aufgrund der stabilen, langlebigen Anlagen und der Produktionsoptimierung, die den jüngsten Bohrungen zugrunde liegt, Jahr für Jahr problemlos wieder erreicht werden.

Die Prognosen für die Reservekurve sind nach wie vor solide, wobei die Gewinnschwelle bei Edmonton Light Preisen mindestens 50 CAD/bbl erreicht wird. Es wird erwartet, dass die Viking-Akquisition das Risikomanagement-Portfolio von Saturn stärken wird und es dem Unternehmen ermöglicht, seinen durchschnittlichen realisierten Preis für abgesichertes Öl erheblich zu verbessern, um in einem starken Preisumfeld ein größeres Aufwärtspotenzial zu erzielen.

Das in diesem Gebiet geförderte Rohöl wird über die Mid-Sask-Pipeline bei Kerrobert verkauft, während das Gas im Rahmen von einjährigen Lieferverträgen vermarktet wird. Saturn profitiert auch von seinem Hedge-Bestand, da die bestehenden Out-of-the-money-Absicherungsgeschäfte durch die Akquisition von Viking erheblich verwässert werden und es dem Unternehmen ermöglichen, einen größeren Teil des Aufwärtspotenzials des derzeitig starken Preisumfelds zu nutzen. Die Hedgekurve wird sich im Zeitablauf zugunsten von Saturn entwickeln, da mit jedem Quartal Positionen wegfallen und weitere freie Trading-Kapazitäten entstehen.

Ein Blick durch die ESG-Brille liefert gute Ansatzpunkte. Das Gebiet profitiert von einem verantwortungsbewussten Kapitaleinsatz für Stilllegungs- und Rekultivierungsprogramme mit begrenzten Verbindlichkeiten und einem starken Limited Liability Rating („LLR“) von 3,50. Das Potenzial zur Emissionsreduzierung in der Förderung ist durch nächstgelegene Anbindungspunkte für Gasverkäufe und Einspeisung gegeben. Auf der Grundlage von Modellierungsergebnissen ist am Standort auch die Bitcoin- und Stromerzeugung mit produziertem Gas möglich.

Saturn Oil + Gas legt für 2022/23 folgende Planzahlen vor:

ProForma-Zahlen für 2022/2023 laut Unternehmensmeldung vom 01.06.2022. Quelle: Saturn Oil + Gas

Zwischenfazit: Ein weiterer Expansionsschritt

Saturn Oil + Gas setzt seine Wachstumsstrategie konsequent fort. Das mag im aktuellen Hochpreisumfeld von außen etwas verwundern, doch die internen Planungen zur Verbesserung der Kosteneffizienz und Absenkung der Verschuldung sind schlüssig. Durch die starke Erhöhung der Förderleistung steigt der verfügbare Nettocashflow beständig an, was die Entschuldung beschleunigt und weitere Reserven für Investitionen in die Erweiterung der organischen Leistungsfähigkeit schafft.

Von den bestehenden Aktionären verlangt das Unternehmen nochmal ein Stück mehr Geduld in der Erreichung nachhaltiger Renditen. Die Ausgestaltung des aktuellen Deals ist aber so gestrickt, dass sich die internationale Wahrnehmung des kleinen Kanadiers vor allem bei institutionellen Anlegern deutlich erhöht und damit die Finanzierung des starken Wachstums weiter ermöglicht wird. Durch die immer größeren Förderanteile, die ohne Hedging frei verkauft werden können, erhöht sich die Ertragskraft zusätzlich. Auch wenn wir zum Jahresende eher niedrigere Ölpreise als die aktuell krisengetriebenen 120 USD ansetzen, dürfte die mittelfristige Strategie von Saturn Oil + Gas aufgehen. Investoren nutzen die aktuelle Abwärtsbewegung zum Neueinstieg oder verbilligen entsprechend der individuellen Risikobereitschaft.


Das Update erfolgt auf unseren initialen Report 11/21


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Quelle: pixabay.com

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André Will-Laudien

Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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