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03.02.2023, Autor: André Will-Laudien

Aktien-News: Nel ASA - Mit vollen Auftragsbüchern ins neue Jahr — H2 - Der Stoff aus dem die Träume sind

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Der Krieg in der Ukraine verschärft die Notwendigkeit der in den letzten Jahren beschlossenen Maßnahmen zur Veränderung unserer Energieversorgung. Mit der adhoc eingetretenen Verknappung und der einhergehenden Preisexplosion bei fossilen Rohstoffen ist allein die Abhängigkeit von Russland und China eine treibende Kraft im europäischen Erneuerungsprozess. Experten ist heute klar, dass die Elektromobilität vermutlich nur die Umgebungsluft positiv beeinflusst. Es müssen andere Konzepte auf den Tisch! In Sachen Wasserstoff kann in der EU trotz vieler Lippenbekenntnisse in Summe von einer weltweiten Vorreiterrolle in der Wasserstoff-Technologie gesprochen werden. Nel ASA ist ein skandinavischer Protagonist mit hoher Innovationskraft. Ein Update aus Norwegen.


Lesezeit: 5 Minuten

Nel ASA - Der Visionär für ein grünes Europa

Wie der scheidende CEO Jon André Løkke in 2022 erklärte, ist Nel ASA angetreten, um Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. "Es ist an der Zeit, Europas Wasserstoffambitionen in die Tat umzusetzen. Wir brauchen einen klaren und vorhersehbaren Rechtsrahmen, der Sicherheit und angemessene Anreize für erneuerbare Wasserstofftechnologien bietet", so Løkke. Nel kann mit seiner Greentech-Infrastruktur einen großen Beitrag zur Versorgungsstablität leisten.

90% H2

Berechnungen zeigen, dass Wasserstoff das am meisten vorkommende Element im Universum ist

Mit dem im Juni 2021 beschlossenen Klimaschutzgesetz hat Deutschland seine Klimaziele verschärft. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 65% gegenüber 1990 reduziert werden, bis 2040 sogar um 88%. Das Fernziel lautet ab 2050 klima-positiv sein zu wollen, also einen negativen Ausstoß von CO2 zu erreichen - klingt vollmundig!

Mit Milliarden-Programmen will auch Spanien bis 2030 zu einer Supermacht für grünen Wasserstoff werden. Fast 5 Mrd. EUR möchte Enagás einsetzen, um Pipelines und Lagermöglichkeiten zu bauen, hört man auf einer Wasserstoff-Konferenz in Madrid. Hinzu kommt der Bau einer Untersee-Pipeline namens "H2MED" von Barcelona nach Marseille, der rund 2,5 Mrd. EUR kosten soll und eines der wichtigsten bilateralen Themen zwischen Spanien, Portugal und Frankreich darstellt. Enagás schätzt, dass Spanien bis 2030 ein Produktionspotenzial von bis zu drei Millionen Tonnen H2 jährlich haben wird. 1,3 Millionen Tonnen dieses grünen Wasserstoffs sollen im Inland verbraucht, der Rest soll über H2MED in andere europäische Länder exportiert werden. Das wird nach Expertenschätzungen etwa 10% der gesamten Nachfrage in Europa entsprechen. An dem Großprojekt sind neben Enagás, Iberdrola auch der französische Wasserstoff-Produzente Lhyfe und Nel von der Partie.

Nel erwartet sich aus den europäischen Projekten deutliches Wachstum. Die Analysten von Refinitiv Eikon taxieren den Umsatzanstieg im Konzern auf plus 76% in 2023 und weiteren plus 65% in 2024 auf dann 2,5 Mrd. NOK. Profitabel sollen die Norweger aber erst im Jahr 2026 werden. Das Auftragsbuch der Norweger liegt bei über 2,1 Mrd. NOK (+107% ggü. Vorjahr), in der Kriegskasse befinden sich ganze 3,5 Mrd. NOK. Gute Voraussetzungen für weiterhin hohes Wachstum.

Großer Andrang und Aufbruchstimmung war am Stand der Nel auf der größten Industriemesse der Welt in Hannover 2022 zu spüren. Quelle: Nel ASA

Portfoliobereinigungen setzen klaren Kurs

Nach dem Verkauf der Beteiligung am amerikanischen Lkw-Hersteller Nikola trennt sich der norwegische Wasserstoff-Spezialist auch von seinen Anteilen an HYON. Das Timing für die Veräußerung ist unglücklich. Nel ASA bastelt nicht nur selbst an Lösungen, um Wasserstoff in Zukunft den ganz großen Durchbruch als Energieträger zu ermöglichen. Die Norweger sind auch bei manch anderem Unternehmen beteiligt und bis vor Kurzem hielt man 17,7 Prozent an dem hierzulande eher wenig bekannten Hyon AS. Das hat sich nun aber schlagartig geändert. Rund 9,8 Millionen HYON-Aktien wurden verkauft, die Einnahmen dadurch belaufen sich auf etwa 7 Mio. NOK. Wirklich gelohnt haben dürfte sich das für Nel nicht, denn schon seit dem Börsengang im vergangenen Jahr befindet sich Hyon AS in einem starken Abwärtstrend. Beide Transaktionen bestätigen die Vermutung, dass Nel seinen Kurs unabhängig von strategischen Beteiligungen gehen wird, das schont Ressourcen und erhöht die eigenen Investitionsspielräume.

Vielversprechende Kooperation mit der deutschen HH2E

Anfang Januar hat das deutsche Energie-Unternehmen HH2E den Kauf von Elektrolyseurkapazität beim norwegischen Wasserstoff-Spezialisten Nel eingeleitet. Nel Hydrogen Electrolyser AS, eine Tochtergesellschaft von Nel ASA, hat sich mit HH2E auf eine FEED-Studie (Front End Engineering and Design) sowie eine Absichtserklärung für zwei 60-MW-Elektrolyseanlagen in Deutschland geeinigt. Die FEED-Studie wird nach Erteilung des Auftrags gestartet und die Parteien beabsichtigen, in der ersten Hälfte des Jahres 2023 einen Vertrag über die Lieferung der Elektrolyseure abzuschließen. Beides ist ein großer Schritt in die H2-Zukunft für Deutschland und Norwegen.

"Diese Projekte sind wichtig für die Energiewende in Deutschland und Europa, und wir freuen uns, unseren Partner HH2E bei seinen Bemühungen um eine grünere Gesellschaft zu unterstützen", sagt Håkon Volldal, CEO von Nel.

Auch wenn der finale Kaufauftrag noch nicht unterzeichnet wurde, könnte die Zusammenarbeit zwischen Nel und HH2E in den kommenden Jahren auf einen sehr fruchtbaren Boden fallen. Quelle: Nel ASA

Die zwei angedachten 60-MW-Anlagen von HH2E werden zu den größten bisher angekündigten Systemen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Europa gehören. Beide Anlagen befinden sich in der ersten Phase und können bei Bedarf noch erheblich erweitert werden. Der gewonnene Wasserstoff wird für industrielle Anwendungen, Transport & Logistik und die örtliche Wärmeversorgung verwendet. Insgesamt strebt HH2E bis 2030 eine Elektrolyseur-Kapazität von 4 GW an und möchte damit zu einem der wichtigsten H2-Unternehmen in Deutschland aufrücken.

Zwischenfazit: Rally 3.0 bald abgeschlossen?

Der Chart mit Volumen und Kurs über drei Monate. Quelle: Refinitiv Eikon, Stand: 02.02.2023

Mit fast 50% Anstieg in nur 12 Monaten liegt die Aktie von Nel ASA derzeit wie ein Brett im Markt. Gegenüber dem H2-Sektor eine klare Outperformance von über 60%, denn die Peergroup-Unternehmen FuelCell Energy, Plug Power und Ballard Power liegen im Beobachtungszeitraum mit -13% bzw. -23% und -35% im Hintertreffen. Sie waren schon die Verlierer des Jahres 2022 mit Abschlägen von bis zu 75% und haben sich bislang nur schwach erholen können.

Nel ASA zeigt sich fundamental deutlich stärker als noch in den vergangenen Monaten, doch ohne weiteren Antrieb scheint es für den Moment erst einmal bei den derzeitigen Kursen zu bleiben. Denn man profitiert als europäischer Marktführer von steigenden Investitionsbudgets der EU-Regierungen, diese sind aber von öffentlicher Seite noch überschaubar. Damit bleiben die Investitionen im Hause Nel branchenüblich hoch, sodass die Erreichung der Gewinnschwelle den Aktionären noch einiges an Geduld abverlangen wird. Fundamental ist Nel mit einem KUV 2024e von 10 nach wie vor sehr ambitioniert bewertet.

Aus technischer Sicht wäre eine Seitwärtsbewegung um 1,60 EUR jetzt nicht das allerschlechteste Szenario, charttechnisch sollte aber die 1,45 EUR nicht mehr unterschritten werden. Damit würde zumindest die Chance auf einen Ausbruch nach oben mit Kursen über 1,70 EUR erhalten bleiben. Die Outperformance gegenüber dem Sektor könnte auch wegen der fundamentalen Stärke noch eine Weile anhalten. Mittelfristig sollte sich die untypische Stärke in der Entwicklung aber wieder egalisieren, denn das technische Momentum-Play schwächt sich jüngst merklich ab. Trotz aller GreenTech-Euphorie zum Jahresstart sollte ein enger Stop bei 1,42 EUR eingezogen werden, um die erzielten Gewinne über die Zeit zu retten.

Hinweis: Die Jahreszahlen 2022 wird Nel ASA voraussichtlich am 28. Februar veröffentlichen.


Das Update erfolgt auf unseren initialen Report 01/22.


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Quelle: Nel Asa

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André Will-Laudien

Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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