Schlussstrich und Blick nach vorne
Seitdem der Gründer der vormals unter dem Namen wallstreet-online firmierenden Smartbroker Holding AG, André Kolbinger, Mitte des Jahres das Ruder erneut übernahm, wurde die Strategie im Hinblick auf den Launch des Projekts „Smartbroker 2.0.“ neu überdacht und die Weichen für eine rosige Zukunft gestellt. Das ursprüngliche Ziel, den Smartbroker unabhängig von externen Partnern zu machen und in Eigenregie weiterzuentwickeln, wurde ad acta gelegt.
Mit einer Abschreibung von 5 Mio. EUR auf bereits aktivierte Entwicklungskosten für die ursprünglich geplante Transaktionsplattform wurde auch aus bilanztechnischer Sicht ein Schlussstrich unter das ambitionierte Vorhaben gesetzt. Um die Entwicklungsarbeiten abzuschließen, plant das Management mit weiteren Investitionen in Höhe von etwa 5 Mio. EUR. Dem standen Ende September 2022 Barmittelbestände von über 28 Mio. EUR gegenüber. Damit ist das Projekt mehr als durchfinanziert, eine weitere Kapitalerhöhung wird nicht benötigt. Zudem generiert das Portalgeschäft weiterhin einen hohen Cash-Flow.

Etablierter Partner gibt Sicherheit
Die kürzlich verkündete Partnerschaft mit der Baader Bank, die zukünftig die Wertpapierabwicklung übernehmen wird, kam zwar überraschend, näher betrachtet macht die langfristig angelegte Kooperation jedoch mehr als Sinn. Zum einen besitzen die Unterschleißheimer langjährige Erfahrung im Brokerage, arbeiten derzeit bereits mit drei Mitbewerbern, unter anderem Scalable Capital zusammen, und haben den Proof of Concept als zuverlässiger Partner bereits nachgewiesen. Zum anderen wird der „Smartbroker 2.0.“ an ein bestehendes System angedockt, was neben der Planbarkeit auch Rechtssicherheit verschafft. Hier stellen die Berliner das Frontend und wesentliche Teile der Middleware, zu der Sicherheitsauthentifizierung, Order-Vorbereitung oder Abrechnung zählen. Dies dürfte zukünftig wichtig werden, wenn es darum geht, Kooperationspartner, wie etwa Trading-Plattformen, an das System anzudocken.
Existenziell, um als Neobroker wahrgenommen zu werden, ist der lang ersehnte Launch einer Trading-APP sowie eine auf neuesten Stand programmierte Handelsoberfläche. Auch hier bietet der neue Partner deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten, die mit dem Bisherigen nicht gegeben waren. Des Weiteren soll Kunden eine deutlich schnellere und vollständig digitale Depoteröffnung angeboten werden, die Eröffnung von Depots für Firmenkunden sowie Gemeinschafts- und Juniordepots sowie der Handel von mehr als 20 Kryptowährungen soll in Zukunft möglich sein. Damit spricht der „Smartbroker 2.0.“ ein deutlich breiteres Publikum an. Mit der Einführung der Trading-App dürften zudem deutlich höhere Handelsumsätze generiert werden.
Alleinstellungsmerkmal bleibt unberührt
Was dagegen laut der Unternehmensführung unverändert bleibt, ist das Alleinstellungsmerkmal des Smartbrokers, nämlich die Kombination aus äußerst günstigen Konditionen eines typischen Neobrokers mit der breiten Auswahl an Handelsplätzen und investierbaren Produkten, wie man sie üblicherweise nur von den etablierten Banken und klassischen Brokern kennt. Der Smartbroker bietet demnach auch künftig den Handel von Aktien, Fonds, ETFs und Anleihen ab 0 EUR an. Derivate sind im Direkthandel über die Premium-Partner Morgan Stanley, HSBC, UBS und Vontobel ebenfalls kostenlos. Kunden können zwischen allen deutschen Börsen und 25 ausländischen Handelsplätzen wählen und haben Zugriff auf mehr als 650 sparplanfähige ETFs, die kostengünstig und zu einem großen Teil sogar gebührenfrei zu besparen sind.

Startschuss Mitte 2023
Der Launch des laut Kolbinger „attraktivsten Broker Deutschlands“ ist für Mitte 2023 fest im Visier. Dann soll die Migration der rund 200.000 Bestandskunden erfolgen. Konservativ geschätzt rechnet das Unternehmen mit einer Absprungrate von 10-15%. Gründe warum ein Kunde nicht übersiedeln soll, gibt es augenscheinlich wenig. So erhält dieser eine leistungsfähige App und ein deutlich größeres Leistungsspektrum.
Hochgefahren sollen nach dem erfolgten Launch des „Smartbroker 2.0.“ auch die Neukundenakquisitions-Maßnahmen. Durch die Ansprache einer jüngeren Zielgruppe mit Einführung der App sollen sich die Akquise vermehrt auf Social Media-Plattformen verteilen. Dadurch dürften die Neukundengewinnungskosten sinken, da erfahrungsgemäß die Werbepreise in den sozialen Medien günstiger sind als in klassischen Medien. Insgesamt sind mindestens 75.000 Neukunden für das Jahr 2024 geplant, zudem soll dann bereits der operative Break-Even erreicht werden. Die geplante Verzahnung des Portalgeschäfts mit dem Smartbroker soll dann ebenfalls nach der erfolgreichen Migration der Bestandskunden in Angriff genommen werden.
Zwischenfazit
Die Weichen sind gestellt. Durch die langfristige Kooperation mit der Baaderbank herrscht Rechtssicherheit und Planbarkeit. Die Vision, einen Next Generation Broker mit einer einzigartigen Produktauswahl zu etablieren und laut dem CEO der Smartbroker Holding AG, André Kolbinger, „den attraktivsten Broker Deutschlands“ zu schaffen, lebt. Mit rund 28 Mio. EUR in der Kasse ist das Unternehmen für die Weiterentwicklung bestens finanziert. Die Marktkapitalisierung des Berliner Unternehmens beträgt nach dem Kursverfall 122,00 Mio. EUR.
Sollten die Zeitvorgaben mit dem Relaunch und einer modernen App eingehalten werden, liegt gegenüber der Peer-Group eine erhebliche Diskrepanz in der Unternehmensbewertung vor. Sowohl Scalable Capital, die ebenfalls mit der Baaderbank eine Kooperation unterhalten, als auch Trade Republic, werden jenseits der Milliarde bewertet. Schließlich ist der Smartbroker mit weitem Abstand der größte Neobroker beim betreuten Kundenvermögen mit rund 8 Mrd. EUR. Somit könnte sich bei einer positiven Entwicklung langfristig eine einmalige Einstiegsgelegenheit ergeben. Ein ausführliches CEO-Interview können Sie hierlesen.
Das Update erfolgt auf unseren initialen Report 11/2021