Lückenlose Wasserstoffkette
Die Zeichen stehen beim kanadischen Unternehmen mit Niederlassungen in Vancouver und London klar auf Expansion, sowohl in strategischer als auch geographischer Hinsicht. Die Vision des erstklassig besetzten Managements ist die Abdeckung der kompletten Wertschöpfungskette im Wasserstoffsektor. Der Markt für Brennstoffzellen wächst dynamisch. Allein zwischen 2020 und 2027 liegt das Wachstum laut Allied Market Research bei jährlich 21,4%. Zudem rechnet das Marktforschungsunternehmen für den Markt für leichte Nutzfahrzeuge im Jahr 2030 mit einem Marktvolumen in Höhe von 786,5 Mrd. USD. Der Aufstieg der Brennstoffzelle zu einer der wichtigsten Energiequellen wird somit durch die Hersteller, die ihre Flotten von fossilen Energieträgern oder Elektro auf die Wasserstofftechnologie umrüsten, befeuert. First Hydrogen legt seinen Fokus auf die Entwicklung von emissionsfreien leichten Nutzfahrzeugen, den Aufbau eines Wasserstoffbetankungssystems sowie auf die Produktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff.

Weiterer Meilenstein beim „Utility Van“
Mit global etablierten Partnern wie Ballard Power und AVL Powertrain UK sowie einer „Best-of-Strategie“ arbeitet First Hydrogen an der Entwicklung und Herstellung von emissionsfreien, wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen mit einer Reichweite von über 500 km. Dabei wird auf bestehende Technologien und ein bewährtes Fahrgestell zurückgegriffen. In Sachen Probetrieb der zwei entwickelten Demonstrationsfahrzeuge konnten die ersten Testfahrten zur Betriebsbereitschaft erfolgreich abgeschlossen werden.
Mit der Zulassung durch die Vehicle Certification Agency, der britischen Fahrzeugzulassungsbehörde für den Straßenverkehr im Vereinigten Königreich, außer Nordirland, wurde nun die nächste Entwicklungsstufe gezündet. Dadurch wird es Kunden ermöglicht, die „Utility Vans“ ab Januar 2023 für einen Zeitraum von 24 Monaten auf öffentlichen Straßen zu testen. Das Interesse der Flottenbetreiber ist dabei riesig. Insgesamt 13 britische Fuhrparkbetreiber aus verschiedenen Branchen, wie Telekommunikation, Versorgung, Infrastruktur, Lieferdienste, Lebensmittelhandel und Gesundheitswesen haben sich bereits zur Teilnahme an den Testeinsätzen angemeldet.
Expansion nach Europa und die USA
Durch die kürzlich abgesegneten Ziele in Hinblick auf die Wasserstoffstrategie sowie der Vereinfachung des regulatorischen Rahmens durch die Europäische Union, planen die Kanadier zudem die Expansion nach Europa. Der Schwerpunkt der neuen Initiative soll darauf abzielen, Flottenbetreiber zu gewinnen, die Interesse an den geplanten Testeinsätzen der ersten leichten Nutzfahrzeuge von First Hydrogen in Europa haben. Mit den Tests soll Anfang des Jahres 2024 in Deutschland und Frankreich begonnen werden. Zudem soll die Markterschließung in Osteuropa, Frankreich, Spanien, Portugal und den Benelux-Staaten erfolgen.
Ähnlich will das Management in den USA vorgehen. Auch hier wurde durch die Verabschiedung des Inflation Reduction Acts, der Genehmigung von Ausgaben in Höhe von 369 Mrd. USD für Energie und den Klimawandel durch die US-Regierung, die Tür für die Ausweitung der Erneuerbaren Energien und zur Industrialisierung einer Reihe von Schlüsseltechnologien, einschließlich der Erzeugung von grünem Wasserstoff, weit aufgestoßen. Mit Gründung der Firmen First Hydrogen Energy (USA) Inc. und First Hydrogen Automotive (USA) Inc. wurde auf die verbesserten Rahmenbedingungen reagiert. Neben dem Angebot für US-Flottenbetreiber, die wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenfahrzeuge zu testen, ist langfristig die Expansion der beiden anderen Kernbereiche in die Vereinigten Staaten geplant.

Aufbau der Tankstellen-Infrastruktur
Neben der Entwicklung der leichten Nutzfahrzeuge mit einer Reichweite von über 500 km ist der Aufbau eines Tankstellennetzes das zweite Puzzleteil in der Geschäftsphilosophie von First Hydrogen. Mit der in Aachen in Deutschland niedergelassenen EV Consulting GmbH wurde ein Joint Venture gegründet, um einen Prototyp für ein maßgeschneidertes Betankungssystem für den Markt der Wasserstoff-Mobilität zu entwickeln. Neben Nordamerika bietet sich durch die höheren Zielvorgaben der Europäischen Union der Aufbau einer H2-Infrastruktur auf dem alten Kontinent an. Der Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr des Europäischen Parlaments stimmte kürzlich für wesentliche Änderungen in Bezug auf Wasserstoffmobilität und -verkehr und einigte sich auf die Richtlinie, im Transeuropäischen Verkehrsnetz sowie des Gesamtnetzes, die ganz Europa miteinander verbinden, alle 100 km eine Wasserstofftankstelle zu errichten- Dies würde eine Gesamtzahl von 1.500 H2-Zapfsäulen bis 2030 bedeuten. Bislang waren lediglich 200 Tankstellen geplant.
Eigenproduktion als Abrundung
Um die komplette Wertschöpfungskette zu schließen, wurden bereits vier Standorte im Vereinigten Königreich für die Herstellung von grünem Wasserstoff identifiziert. Das Ziel liegt darin, die Automobilkunden des Unternehmens ab Produktion mit einem Großteil ihres Bedarfs an grünem Wasserstoff zu beliefern, um ihre Flotten von leichten, mit Brennstoffzellen ausgestatteten Nutzfahrzeugen von First Hydrogen betanken zu können; zusammen sollen die Projekte bei Vollauslastung über 7.100t grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Insgesamt plant das Unternehmen mit bis zu vier Standorten, von denen jeder eine Tankstelle für Nutzfahrzeuge und PKWs aufweisen wird. Die Schätzungen der anfänglichen Produktionskapazität liegen gesamt zwischen 80 MW und 160 MW. Im Rahmen seines Hydrogen-as-a-Service“-Programms sollen mögliche Produktionsstätten neben dem Vereinigten Königreich auch in Europa und Nordamerika sondiert werden.

Zwischenfazit
Durch die Förderung von Wasserstoffprojekten durch die Politik weltweit ergeben sich für First Hydrogen zukünftig enorme Wachstumschancen. Mit dem „Hydrogen-as-a-Service“-Modell decken die Kanadier die komplette Wertschöpfungskette ab und besitzen in ihrem Geschäftsmodell erhebliche Skaleneffekte. Durch die Zulassung der Utility Vans für den Straßenverkehr im Vereinigten Königreich wurde zudem ein weiterer Meilenstein erzielt, der den rasanten Aufstieg des Newcomers noch beschleunigen dürfte. Im Vergleich zu Unternehmen aus der Wasserstoff-Peer Group liegt die Marktkapitalisierung von First Hydrogen bei moderaten 200,53 Mio. CAD. Nicht zu vergessen ist jedoch, dass sich das Unternehmen noch in der Umsetzung befindet, so dass das Investment als spekulativ einzuschätzen ist.
Das Update erfolgt auf unseren initialen Report 12/2021.