Researchanalyst
18.10.2022, Autor: Stefan Feulner

Aktien-News: First Hydrogen - Globale Wasserstoff-Strategie — Das Bekenntnis der Politik zu grünem Wasserstoff beflügelt

  • Wasserstoff
  • Transport
  • Brennstoffzellen
  • Dekarbonisierung

Die Politik verpflichtet sich weltweit zu immer ambitionierteren und verbindlicheren Zielen für den Anteil von alternativen Energien am Gesamtenergiemix. Entsprechende grüne Projekte werden mit Milliarden-Programmen gefördert. Für den Transport- und Verkehrssektor wurde nun von der Europäischen Kommission eine Verringerung der Treibhausgasintensität um mindestens 16% bis zum Jahr 2030 vorgeschrieben. Der Schlüssel für das Erreichen der Klimaziele liegt dabei im Umstieg zu grünem Wasserstoff als Energieträger. Um sicherzustellen, dass die Produktion sofort anlaufen kann, kündigte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die Schaffung einer neuen „Europäischen Wasserstoffbank“ an und gab ein Budget in Höhe von 3 Mrd. EUR aus dem bestehenden Innovationsfonds frei. First Hydrogen deckt mit seinem „Hydrogen-as-a-Service“-Modell die komplette Wertschöpfungskette ab und dürfte dabei in allen Geschäftsbereichen profitieren.


Lesezeit: 4 Minuten

Lückenlose Wasserstoffkette

Die Zeichen stehen beim kanadischen Unternehmen mit Niederlassungen in Vancouver und London klar auf Expansion, sowohl in strategischer als auch geographischer Hinsicht. Die Vision des erstklassig besetzten Managements ist die Abdeckung der kompletten Wertschöpfungskette im Wasserstoffsektor. Der Markt für Brennstoffzellen wächst dynamisch. Allein zwischen 2020 und 2027 liegt das Wachstum laut Allied Market Research bei jährlich 21,4%. Zudem rechnet das Marktforschungsunternehmen für den Markt für leichte Nutzfahrzeuge im Jahr 2030 mit einem Marktvolumen in Höhe von 786,5 Mrd. USD. Der Aufstieg der Brennstoffzelle zu einer der wichtigsten Energiequellen wird somit durch die Hersteller, die ihre Flotten von fossilen Energieträgern oder Elektro auf die Wasserstofftechnologie umrüsten, befeuert. First Hydrogen legt seinen Fokus auf die Entwicklung von emissionsfreien leichten Nutzfahrzeugen, den Aufbau eines Wasserstoffbetankungssystems sowie auf die Produktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff.

Mit der Zulassung der beiden Demonstrationsfahrzeuge zum Straßenverkehr durch die britische Zulassungsbehörde konnte ein weiterer Meilenstein erreicht werden. Quelle: First Hydrogen Corp.

Weiterer Meilenstein beim „Utility Van“

Mit global etablierten Partnern wie Ballard Power und AVL Powertrain UK sowie einer „Best-of-Strategie“ arbeitet First Hydrogen an der Entwicklung und Herstellung von emissionsfreien, wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen mit einer Reichweite von über 500 km. Dabei wird auf bestehende Technologien und ein bewährtes Fahrgestell zurückgegriffen. In Sachen Probetrieb der zwei entwickelten Demonstrationsfahrzeuge konnten die ersten Testfahrten zur Betriebsbereitschaft erfolgreich abgeschlossen werden.

Mit der Zulassung durch die Vehicle Certification Agency, der britischen Fahrzeugzulassungsbehörde für den Straßenverkehr im Vereinigten Königreich, außer Nordirland, wurde nun die nächste Entwicklungsstufe gezündet. Dadurch wird es Kunden ermöglicht, die „Utility Vans“ ab Januar 2023 für einen Zeitraum von 24 Monaten auf öffentlichen Straßen zu testen. Das Interesse der Flottenbetreiber ist dabei riesig. Insgesamt 13 britische Fuhrparkbetreiber aus verschiedenen Branchen, wie Telekommunikation, Versorgung, Infrastruktur, Lieferdienste, Lebensmittelhandel und Gesundheitswesen haben sich bereits zur Teilnahme an den Testeinsätzen angemeldet.

Expansion nach Europa und die USA

Durch die kürzlich abgesegneten Ziele in Hinblick auf die Wasserstoffstrategie sowie der Vereinfachung des regulatorischen Rahmens durch die Europäische Union, planen die Kanadier zudem die Expansion nach Europa. Der Schwerpunkt der neuen Initiative soll darauf abzielen, Flottenbetreiber zu gewinnen, die Interesse an den geplanten Testeinsätzen der ersten leichten Nutzfahrzeuge von First Hydrogen in Europa haben. Mit den Tests soll Anfang des Jahres 2024 in Deutschland und Frankreich begonnen werden. Zudem soll die Markterschließung in Osteuropa, Frankreich, Spanien, Portugal und den Benelux-Staaten erfolgen.

Ähnlich will das Management in den USA vorgehen. Auch hier wurde durch die Verabschiedung des Inflation Reduction Acts, der Genehmigung von Ausgaben in Höhe von 369 Mrd. USD für Energie und den Klimawandel durch die US-Regierung, die Tür für die Ausweitung der Erneuerbaren Energien und zur Industrialisierung einer Reihe von Schlüsseltechnologien, einschließlich der Erzeugung von grünem Wasserstoff, weit aufgestoßen. Mit Gründung der Firmen First Hydrogen Energy (USA) Inc. und First Hydrogen Automotive (USA) Inc. wurde auf die verbesserten Rahmenbedingungen reagiert. Neben dem Angebot für US-Flottenbetreiber, die wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenfahrzeuge zu testen, ist langfristig die Expansion der beiden anderen Kernbereiche in die Vereinigten Staaten geplant.

Durch die verbesserten Rahmenbedingungen plant First Hydrogen neben UK den Aufbau eines Tankstellennetzes auch in Europa und Nordamerika. Quelle: First Hydrogen Corp.

Aufbau der Tankstellen-Infrastruktur

Neben der Entwicklung der leichten Nutzfahrzeuge mit einer Reichweite von über 500 km ist der Aufbau eines Tankstellennetzes das zweite Puzzleteil in der Geschäftsphilosophie von First Hydrogen. Mit der in Aachen in Deutschland niedergelassenen EV Consulting GmbH wurde ein Joint Venture gegründet, um einen Prototyp für ein maßgeschneidertes Betankungssystem für den Markt der Wasserstoff-Mobilität zu entwickeln. Neben Nordamerika bietet sich durch die höheren Zielvorgaben der Europäischen Union der Aufbau einer H2-Infrastruktur auf dem alten Kontinent an. Der Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr des Europäischen Parlaments stimmte kürzlich für wesentliche Änderungen in Bezug auf Wasserstoffmobilität und -verkehr und einigte sich auf die Richtlinie, im Transeuropäischen Verkehrsnetz sowie des Gesamtnetzes, die ganz Europa miteinander verbinden, alle 100 km eine Wasserstofftankstelle zu errichten- Dies würde eine Gesamtzahl von 1.500 H2-Zapfsäulen bis 2030 bedeuten. Bislang waren lediglich 200 Tankstellen geplant.

Eigenproduktion als Abrundung

Um die komplette Wertschöpfungskette zu schließen, wurden bereits vier Standorte im Vereinigten Königreich für die Herstellung von grünem Wasserstoff identifiziert. Das Ziel liegt darin, die Automobilkunden des Unternehmens ab Produktion mit einem Großteil ihres Bedarfs an grünem Wasserstoff zu beliefern, um ihre Flotten von leichten, mit Brennstoffzellen ausgestatteten Nutzfahrzeugen von First Hydrogen betanken zu können; zusammen sollen die Projekte bei Vollauslastung über 7.100t grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Insgesamt plant das Unternehmen mit bis zu vier Standorten, von denen jeder eine Tankstelle für Nutzfahrzeuge und PKWs aufweisen wird. Die Schätzungen der anfänglichen Produktionskapazität liegen gesamt zwischen 80 MW und 160 MW. Im Rahmen seines Hydrogen-as-a-Service“-Programms sollen mögliche Produktionsstätten neben dem Vereinigten Königreich auch in Europa und Nordamerika sondiert werden.

Im Jahresvergleich konnte die Aktie von First Hydrogen die Peer Group deutlich outperformen. Quelle: S&P Capital IQ Pro, Stand: 17.10.2022

Zwischenfazit

Durch die Förderung von Wasserstoffprojekten durch die Politik weltweit ergeben sich für First Hydrogen zukünftig enorme Wachstumschancen. Mit dem „Hydrogen-as-a-Service“-Modell decken die Kanadier die komplette Wertschöpfungskette ab und besitzen in ihrem Geschäftsmodell erhebliche Skaleneffekte. Durch die Zulassung der Utility Vans für den Straßenverkehr im Vereinigten Königreich wurde zudem ein weiterer Meilenstein erzielt, der den rasanten Aufstieg des Newcomers noch beschleunigen dürfte. Im Vergleich zu Unternehmen aus der Wasserstoff-Peer Group liegt die Marktkapitalisierung von First Hydrogen bei moderaten 200,53 Mio. CAD. Nicht zu vergessen ist jedoch, dass sich das Unternehmen noch in der Umsetzung befindet, so dass das Investment als spekulativ einzuschätzen ist.


Das Update erfolgt auf unseren initialen Report 12/2021.


Interessenskonflikt

Gemäß §85 WpHG weisen wir darauf hin, dass die Apaton Finance GmbH sowie Partner, Autoren oder Mitarbeiter der Apaton Finance GmbH (nachfolgend „Relevante Personen“) ggf. künftig Aktien oder andere Finanzinstrumente der genannten Unternehmen halten oder auf steigende oder fallende Kurse setzen werden und somit ggf. künftig ein Interessenskonflikt entstehen kann. Die Relevanten Personen behalten sich dabei vor, jederzeit Aktien oder andere Finanzinstrumente des Unternehmens kaufen oder verkaufen zu können (nachfolgend jeweils als „Transaktion“ bezeichnet). Transaktionen können dabei unter Umständen den jeweiligen Kurs der Aktien oder der sonstigen Finanzinstrumente des Unternehmens beeinflussen.

Die Apaton Finance GmbH ist daneben im Rahmen der Erstellung und Veröffentlichung der Berichterstattung in entgeltlichen Auftragsbeziehungen tätig.

Es besteht aus diesem Grund ein konkreter Interessenkonflikt.

Die vorstehenden Hinweise zu vorliegenden Interessenkonflikten gelten für alle Arten und Formen der Veröffentlichung, die die Apaton Finance GmbH für Veröffentlichungen zu Unternehmen nutzt.

Risikohinweis

Die Apaton Finance GmbH bietet Redakteuren, Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Kommentare, Interviews, Zusammenfassungen, Nachrichten u. ä. auf researchanalyst.com zu veröffentlichen. Diese Inhalte dienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine Handlungsaufforderung oder Empfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die Inhalte ersetzen keine individuelle fachkundige Anlageberatung und stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n) oder sonstigen Finanzinstrumente noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von solchen dar.

Bei den Inhalten handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Finanzanalyse, sondern um journalistische oder werbliche Texte. Leser oder Nutzer, die aufgrund der hier angebotenen Informationen Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchführen, handeln vollständig auf eigene Gefahr. Es kommt keine vertragliche Beziehung zwischen der der Apaton Finance GmbH und ihren Lesern oder den Nutzern ihrer Angebote zustande, da unsere Informationen sich nur auf das Unternehmen beziehen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers oder Nutzers.

Der Erwerb von Finanzinstrumenten birgt hohe Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die von der Apaton Finance GmbH und ihre Autoren veröffentlichten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche, dennoch wird keinerlei Haftung für Vermögensschäden oder eine inhaltliche Garantie für Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der hier angebotenen Inhalte übernommen. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen.