Das Vorjahr pulverisiert
Das vergangene Jahr war für das „Build your Dream“-Unternehmen ein Jahr der Rekorde. Dies zeigen die vorläufigen Geschäftszahlen eindrucksvoll, die ein explosionsartiges Gewinnwachstum widerspiegeln. So erwartet das in Shenzhen niedergelassene Technologieunternehmen einen Nettogewinn zwischen 2,19 Mrd. EUR und 2,33 Mrd. EUR, was einem Wachstum von 425,4 bis 458,3 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Erlöse wuchsen von 29,61 Mrd. EUR um rund 94% auf 57,54 Mrd. EUR. Damit wurden die durchschnittlichen Analystenprognosen deutlich überboten, die laut Bloomberg von einem Nettogewinn von lediglich 1,81 Mrd. EUR und Umsätzen in Höhe von 54,80 Mrd. EUR ausgingen.
Die Auslieferungen des Unternehmens für das Gesamtjahr stiegen trotz der COVID-Situation in China und der zunehmenden Konkurrenz um 209 % auf 1,86 Mio. Fahrzeuge. Darunter befanden sich laut einer Statistik der China Association of Automobile Manufacturers 911.140 Batterie-elektrische und 946.239 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Im Vergleich dazu belief sich der Absatz der rein mit Batterie betriebenen Fahrzeuge auf 710.865. Der Marktanteil von BYD stieg gegenüber dem Vorjahr im Reich der Mitte von 18% auf 30,9%. Um den Abstand zu BYD zu verringern, setzt Tesla seit Anfang des Jahres auf Preissenkungen, was einen Preiskrieg am chinesischen Markt auslösen könnte.
Deutliche Steigerung im schwachen Januar
Im Vergleich zum Vormonat brachen die Verkaufszahlen im Januar um gut 35% ein, was jedoch auf die typische saisonale Schwäche zurückzuführen ist. Hinzu kam in diesem Jahr, dass Ende 2022 die staatlichen Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen in China ausliefen, so dass viele Kaufwillige ihre Entscheidung vorverlegten. Hier verbuchte BYD mit 235.197 verkauften Fahrzeugen ein Rekordmonat und lag damit um 150% über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Insgesamt verkaufte BYD im ersten Monat des neuen Geschäftsjahres 150.164 Personenfahrzeuge, darunter 71.338 Stromer und 78.826 Plug-in-Hybridfahrzeuge. Im Vergleich zum Januar 2022 steigerte sich der Absatz deutlich um 62%. Auch bei der chinesischen Peer-Group gingen die Verkäufe im ersten Monat des Jahres um rund 40% zurück. So setzten Nio, XPeng und Li Auto zusammen lediglich rund 29.000 Einheiten ab.
Weiteres Wachstum prognostiziert
Die China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) geht bei den Fahrzeugen mit alternativen Antrieben auch im Jahr 2023 von einem starken Wachstum von 35% auf rund 9 Mio. Einheiten aus, jedoch könnte das Ende der Subventionen die Steigerungen der vergangenen Jahre abbremsen. Dieser Umstand fließt auch in die Bewertung des Analystenhauses CMB International Global Markets ein. Die Experten gehen bei BYD im Geschäftsjahr 2023 von einem Absatz von 2,46 Mio. Einheiten aus. Dies würde eine Steigerung um 31% bedeuten, was das Durchschnittswachstum der NEV-Branche in China, das bei 27% liegt, noch übertreffen sollte. Demnach läge der Nettogewinn bei 2,59 Mrd. EUR. Durch den Wegfall der Subventionen bliebe nach Schätzung der Analysten netto jedoch nur 973 EUR, gegenüber 1123 EUR im Geschäftsjahr 2022, je verkaufter Einheit beim chinesischen Marktführer hängen.
Expansion in attraktive Absatzmärkte geplant
Wachsen will BYD neben dem Ausbau seiner Produktpalette auch durch die Expansion in weitere Länder. So wurde Ende Januar das erste Autohaus in Japan eingeweiht. Bis 2025 sollen mindestens weitere 100 Stores folgen. Zudem ist ein Vorstoß in den stark wachsenden indischen Markt, dem viertgrößten Automobilmarkt geplant. Das ambitionierte Ziel liegt hierbei, bis 2030 rund 40% des EV-Marktes zu erobern. BYD hat bisher 200 Mio. USD in seine Elektronik- und Automobilfabriken in Indien investiert. Der Automobilhersteller baut derzeit Fahrzeuge in einem Werk in der südlichen Stadt Chennai zusammen. Wenn die Nachfrage in den nächsten zwei bis drei Jahren steige, werde das Unternehmen weitere Produktionsstätten in Erwägung ziehen. Mit mehr Arbeitskräften und Doppelschichten könne das Werk in Chennai jährlich 50.000 Einheiten produzieren, so das Unternehmen.
Eine Fertigung von BYD-Modellen könnte in Zukunft auch in Deutschland stattfinden. So verhandelt Ford laut Medienberichten mit dem chinesischen Autobauer über einen Verkauf des Werks in Saarlouis. Allerdings befänden sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium. In dem Werk in Saarlouis wird derzeit der „Ford Focus" hergestellt, die Produktion soll jedoch 2025 eingestellt werden.
Zwischenfazit
Nach einem starken Wachstum im vergangenen Geschäftsjahr dürfte BYD nach den Prognosen der Analysten auch 2023 mit über 30% stärker wachsen als der Gesamtmarkt und seine Marktführerschaft in China weiter ausbauen. Jedoch drücken sowohl der Wegfall der Subventionen durch die Regierung als auch die Preissenkungen des Konkurrenten Tesla auf die Margen. Aus charttechnischer Sicht befindet sich die BYD-Aktie nach dem starken Anstieg von 58% seit Ende November in einer Korrektur, die den Kurs auf den Aufwärtstrend bei rund 28 EUR zurückführen könnte.
Das Update erfolgt auf den initialen Report 07/2022