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03.05.2023, Autor: Stefan Feulner

Aktien-News: First Hydrogen - Zweite Chance nach dem Rücksetzer — Tests starten mit Schwergewicht

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Die Chancen sind gigantisch, ebenso die Prognosen der Experten. Das Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers als Beispiel sieht in Wasserstoff ein Schlüsselelement der Energiewende und rechnet bis zum Jahr 2050 weltweit mit einer Steigerung von 76 auf bis zu 600 Mt. Trotz der rosigen Aussichten, getragen von riesigen Subventionsprogrammen der Politik, befinden sich Unternehmen des Sektors in einer scharfen Konsolidierungsphase. So verloren Branchenführer wie Plug Power oder Nel Asa in den vergangenen Wochen über 40 % ihrer Börsenbewertung. Lange konnte sich der Newcomer First Hydrogen der Korrektur entziehen. Nach einer Outperformance und Kursgewinnen von über 1.600 % seit August 2021, halbierte sich der Kurs in kürzester Zeit und notiert nun an einer markanten Unterstützungszone. Die fundamentalen Rahmendaten sind weiter hervorragend, so dass sich auf aktuellem Niveau langfristig eine zweite Einstiegschance ergeben könnte.


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Auf der richtigen Spur

Mit dem Start der Testversuche unter realen Straßenbedingungen konnte das noch junge Wasserstoffunternehmen einen weiteren Meilenstein in seiner Firmenhistorie verbuchen. Und diese starten mit Rivus, einem mehrfach ausgezeichneten Flottenmanagementanbieter, gleich mit einem Schwergewicht. Mit mehr als 1.300 Mitarbeitern in 78 Produktionsstätten sind die Briten Werkstattpartner von 500 Kunden, einige der größten und wichtigsten Fuhrparks des Landes inbegriffen. Dabei verwaltet Rivus über 120.000 Transporter, darunter 85.000 leichte Nutzfahrzeuge, pro Jahr.

Die Übergabe des wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenfahrzeugs der 1. Generation mit einer Reichweite von über 500 km wurde nach dem erfolgreichen Abschluss der Sicherheits- und Kilometerleistungstests an das Support Centre von Rivus in Birmingham übergeben. Die Testfahrten erstrecken sich über mehrere Monate und finden auf unterschiedlichem Gelände statt. Dabei wird der Prototyp mit diversen Nutzlasten ausgestattet, um so die Fahrzeugleistung analysieren zu können. Hier zeichnen Telematik- und Onboard-Instrumente Daten zur Fahrzeugleistung, der Effizienz und zum Kraftstoffverbrauch auf, welche danach in das Gesamtprogramm von First Hydrogen zur Fahrzeugbewertung und Leistungserfassung einfließen. Dadurch können sowohl das Fahrzeug optimiert, als auch die Gesamtbetriebskosten kalkuliert werden. Für den Partner Rivus ist die Analyse wiederum elementar, um das wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenfahrzeug direkt mit batterieelektrischen Fahrzeugen und Vehikeln mit Verbrennungsmotor zu vergleichen, wenn sie auf der gleichen Teststrecke unter gleichen Bedingungen getestet werden. Der von Rivus erstellte Abschlussbericht soll dann für Flottenmanager und Kunden einsehbar sein, um die Vorteile und Zweckmäßigkeit der Einführung von mit Wasserstoff betriebenen Mobilitätslösungen hervor zu heben.

Die Testreihe des Prototyps unter realen Straßenbedingungen startet mit dem Flottenmanagementanbieter Rivus Quelle: Refinitiv Eikon, Stand: 02.05.2023

Von Testern zu Kunden

Natürlich ist es das erklärte Ziel des in Vancouver und London niedergelassenen Unternehmens, alle 16 großen Fuhrparkbetreiber aus Branchen wie Lebensmittel, Lieferung, Versorgungsbetriebe und Gesundheitswesen, die sich am im Rahmen des britischen „Aggregated Hydrogen Freight Consortium“ AFHC an den Testfahrten beteiligen, als Kunden zu gewinnen. Doch selbst, wenn nur ein Bruchteil dieser erstklassigen Klientel begeistert werden kann, dürfte das gesteckte Ziel vom Vorstandsvorsitzenden Balraj Mann, 2025/2026 zwischen 10.000 und 20.000 Einheiten des Utility Vans absetzen zu können, mehr als wahrscheinlich werden.


Balraj Mann, CEO First Hydrogen:

„In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir eine sehr positive Entwicklungsphase durchlaufen und abgeschlossen. Unser engagiertes Team und unsere Partner haben hart gearbeitet, um uns dorthin zu bringen, wo wir heute stehen. Wir sind einer nachhaltigeren Zukunft im Verkehrswesen einen Schritt nähergekommen."


Die zweite Generation nimmt Formen an

Während der Protototyp der ersten Generation auf den Straßen rund um Birmingham und South Yorkshire rollt, liegen die Planungen von First Hydrogen bereits auf der Entwicklung der zweiten Generation. Wie wir bereits berichteten, konnte mit der EDAG Group der weltweit größte unabhängige Dienstleister für die internationale Mobilitätsindustrie als Designpartner gewonnen werden. Mit dem Ziel, die Fahrzeuge für die Serienproduktion vorzubereiten, soll das Nachfolgefahrzeug modular aufgebaut sein, wodurch das leichte Nutzfahrzeug für eine Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden kann, zum Beispiel für Rettungsdienste, Expresslieferungen oder Bauarbeiten.

Die Fahrzeuge der 2. Generation sind modular aufgebaut und können für flexibel einsetzbare große Kastenwagen optimiert werden, die sich für Flotten in den Bereichen Lieferung, Pannenhilfe, Lebensmittel, Bau und Versorgung sowie im Gesundheitswesen eignen. Quelle: First Hydrogen Corp.

Eintritt in wachstumsstarke Nische

Durch die modulare Bauweise der 2. Generation plant First Hydrogen zudem, den Markt für Wohnmobile zu erobern. Dabei ist das Marktvolumen gigantisch. So zeigte allein der nordamerikanische Markt im Jahr 2022 ein Volumen in Höhe von 56,29 Mrd. USD auf, das sich bis zum Jahr 2032 auf geschätzte 107,60 Mrd. USD nahezu verdoppeln soll. Das Konzept wurde ebenfalls mit den Mobilitätsexperten der EDAG Group entworfen und zeigt die Vorteile der Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Elektroantrieb deutlich auf. So können diese höhere Reichweiten erzielen und sind auf schwerere Nutzlasten ausgelegt, als entsprechende Fahrzeuge mit elektrischem Batterieantrieb. Zudem dauert der Tankvorgang ähnlich einer Betankung eines Wohnmobils mit Verbrennungsmotor nur wenige Minuten, während man beim Aufladen eines mit Batterie betriebenen Mobils Stunden an den in der Urlaubszeit stark frequentierten Ladestationen verbringen dürfte.

Nach Abverkauf auf markanter Unterstützung

Die positive Geschäftsentwicklung spiegelt sich im Chart des Wasserstoffspezialisten aktuell nicht wider, ganz im Gegenteil. Durch den branchenweiten Ausverkauf und Kurshalbierungen von Global Playern wie Plug Power, Nel Asa oder Ballard Power, wurde die Aktie der Kanadier nach einer deutlichen Outperformance in den letzten Monaten in Sippenhaft genommen und verlor seit Anfang April im Tief bis zu 43 % ihres Wertes. Durch den Bruch des seit März 2021 etablierten Aufwärtstrends kam es zu einem regelrechten Ausverkauf unter erhöhtem Volumen. Dabei konnte der Kurs das Hoch des Jahres 2021 bei 2,41 CAD erfolgreich verteidigen und dürfte durch die überverkaufte Lage, wie am RSI ersichtlich, das Potenzial besitzen, zumindest bis zum seit Januar 2023 kurzfristig ausgebildeten Aufwärtstrend bei aktuell 3,59 CAD heranzureichen. Höhere Kurse sind selbstredend möglich, sollte sich die Nachrichtenlage im Hinblick auf erfolgreiche Testreihen des Prototyps sowie dem Aufbau der geplanten Wertschöpfungskette im Wasserstoffsektor weiterhin positiv gestalten.

Durch den Bruch des langfristigen Aufwärtstrends kam es verstärkt zu Verkäufen unter hohem Volumen Quelle: Refinitiv Eikon, Stand: 02.05.2023

Zwischenfazit

Durch den Ausverkauf der vergangenen vier Wochen verlor First Hydrogen über 40 % an Börsenwert und weist aktuell noch eine Marktkapitalisierung von lediglich 127,06 Mio. CAD auf. Dabei spiegelt der Aktienkurs die positive Geschäftsentwicklung nicht wider. Sollten Meldungen im Hinblick auf erfolgreiche Testreihen des Prototyps über die Börsenticker flimmern, dürfte dem gestarteten Rebound wenig im Wege stehen. Neben der Serienproduktion von leichten Nutzfahrzeugen strebt die Gruppe zudem die Abdeckung der kompletten Wertschöpfungskette im Wasserstoffsektor an. Sowohl im Hinblick auf den Aufbau einer Tankstelleninfrastruktur, als auch auf die Eigenproduktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff, dürften auch hier im Jahresverlauf weitere Entwicklungen zu erwarten sein. Da es sich bei First Hydrogen um ein Wachstumsunternehmen handelt, könnte die Volatilität weiter hoch bleiben. So gehört bei einem Investment das Setzen von Stopp-Limits zum Grundwerkzeug.

Das Update erfolgt auf den initialen Report 07/2022


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