Investitionen in die Wasserstoff-Zukunft
Was mit der Nationalen Wasserstoffstrategie in Deutschland, der Strategie „Dezember 2020 in Kanada" oder dem „10-Punkte-Plan“ in Großbritannien begann, wird nun aufgrund der jüngsten geopolitischen Konflikte noch einmal deutlich beschleunigt. Die westliche Welt will weg von russischem Erdöl und Erdgas und sieht im Ausbau der Erneuerbaren Energien den Schlüssel zur Unabhängigkeit. Dabei soll Wasserstoff als Energieträger als ein Schwerpunkt zum Erreichen der Klimaziele beitragen. Zwischen Deutschland und Kanada wurde ein erstes umfassendes Wasserstoff-Abkommen vereinbart, weitere Kooperationen zwischen westlichen Staaten dürften in naher Zukunft folgen. Die gemeinsame Absichtserklärung, in Wasserstoff zu investieren und einen transatlantischen Lieferkorridor einzurichten, markiert den Beginn der Etablierung Kanadas als bedeutenden Wasserstoff-Produzenten. Natural Resources Canada geht davon aus, dass der weltweite Wasserstoffmarkt bis 2050 2,5 Bio. CAD betragen wird, wobei das Land mit dem Ahornblatt in der Fahne einer der führenden Anbieter sein dürfte.
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Verkehrssektor im Mittelpunkt
Besonders im Verkehrssektor müssen aktuell noch die größten Anstrengungen zum Erreichen der Klimaziele unternommen werden, denn gerade hier stieg der CO2-Ausstoß in den letzten drei Jahrzehnten, obwohl die Autobauer global an der Effizienz der Fahrzeuge bastelten. Während sich bei den PKW die mit Batterie betriebenen Automobile durchsetzen dürften, ruhen die Hoffnungen bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen, die für rund 35% der Verkehrsemissionen verantwortlich sind, auf der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie.
Auch hier hat Kanada den inländischen Einsatz von Wasserstoff als einen Schlüssel zur Erfüllung seiner Klimaschutzverpflichtungen bereits identifiziert und mit dem „Clean Fuel Standard“ ein Programm entwickelt, das zum Ziel hat, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Einsatz sauberer Technologien und Kraftstoffe zu beschleunigen. Mit der Ankündigung einer Finanzierung für emissionsfreie mittelschwere und schwere Fahrzeuge - über das Programm sollen über einen Zeitraum von vier Jahren 547,5 Mio. CAD bereitgestellt werden - dürfte die Nachfrage nach mit grünem Wasserstoff angetriebenen Nutzfahrzeugen explodieren. Bereits 3 Mrd. CAD sind im Haushalt Kanadas 2022 für emissionsfreie Fahrzeuge und die entsprechende Infrastruktur reserviert.
First Hydrogen profitiert von allen Seiten
Vor kurzem war das kanadische Unternehmen mit Sitz in Vancouver und London nur eingefleischten Branchenkennern bekannt. Doch seit Ende des vergangenen Jahres ist der Newcomer zum Börsensternchen der Wasserstoff-Branche mutiert. Trotz allgemeinen Marktkorrekturen aufgrund der Ukraine-Krise und Rezessionsängsten konnte die Aktie seit Jahresanfang eine Performance von 200% aufweisen. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 208,79 Mio. CAD und besitzt im Vergleich zur Peer-Group immer noch gehöriges Aufholpotenzial. Die Gründe für die klare Outperformance sind vielfältig und fundamental hinterlegt, will First Hydrogen doch in den nächsten Jahren die komplette Wertschöpfungskette im Wasserstoffsegment abdecken. Wie in unserem ausführlichen Report 1/2022 aufgeschlüsselt, arbeiten die Kanadier mit global etablierten Partnern wie Ballard Power und AVL Powertrain UK sowie einer „Best-of-Strategie“ an der Entwicklung und Herstellung von emissionsfreien, wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen. Dabei wird auf bestehende Technologien und ein bewährtes Fahrgestell zurückgegriffen, wodurch hohe Kosten- als auch Zeitvorteile entstehen. Ein klares Plus neben der Hersteller- und Technologieneutralität ist zudem die zentrale Montage und die Kooperation mit kleineren Fabriken weltweit. Dadurch sind länderspezifische Vorgaben, wie zum Beispiel bei einem „British Van“, einem „European Van“ oder „Canadian Van“ leicht anzupassen. Somit dürfte nach den erfolgreichen Tests in Großbritannien eine kanadische Variante leicht zu duplizieren sein, wodurch First Hydrogen näher an die oben genannten Geldtöpfe der kanadischen Regierung fahren kann.
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Erfolgreicher Probebetrieb steigert Interesse
In Sachen Probetrieb der zwei entwickelten Demonstrationsfahrzeuge konnten die ersten Testfahrten zur Betriebsbereitschaft erfolgreich abgeschlossen werden. Die Brennstoffzellensysteme, einschließlich des von Ballard Power Systems gelieferten Stacks, wurden in Graz in Österreich einer umfassenden Kalibrierung und Prüfung unterzogen. Im Rahmen der Inbetriebnahme wird sichergestellt, dass das Wasserstoffsystem und die Hochspannungselektrik der Fahrzeuge die höchstmöglichen Sicherheitsstandards erfüllen. Als Teil dieses Verfahrens hat der Essex County Fire and Rescue Service die Fahrzeuge im AVL-Werk in Basildon in Großbritannien geprüft und bestätigt, dass die umgesetzten Kontrollmaßnahmen für eine Straßenzulassung der Fahrzeuge in diesem Bezirk sprechen. Dieser wichtige Schritt ermöglicht es, die Fahrzeuge unter verschiedenen Straßen- und Fahrbedingungen zu testen und ihre Leistung zu bestätigen, bevor First Hydrogen Anfang 2023 mit großen Fuhrparkbetreibern Betriebsversuche unter Praxisbedingungen durchführt.
Nach der ersten erfolgreich abgeschlossenen Testphase steigt zudem die Nachfrage nach den „Utility-Vans“ weiter an. Inzwischen meldeten sich branchenübergreifend 12 Flottenbetreiber, um an weiteren Tests der Demonstrationsfahrzeuge teilnehmen zu können. Zu den Interessenten gehören unter anderem Telekommunikationsunternehmen, Expressdienste, nationale Versorgungsunternehmen und nationale Infrastrukturunternehmen, eine nationale britische Supermarktkette, ein nationaler Verband für Abschlepp- und Bergungsdienste, eine Krankenwagenflotte sowie eine nationale Flottenleasinggruppe und eine kohlenstofffreie Technologiegruppe. Das Management von First Hydrogen geht davon aus, dass als Ergebnis dieser Versuche Interessensbekundungen für künftige Fahrzeugaufträge in die Auftragsbücher flattern dürften.
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Abdeckung der kompletten Wertschöpfungskette
Neben der Entwicklung und der Produktion der leichten Nutzfahrzeuge denkt das erstklassig besetzte Management schon weiter. „Hydrogen-as-a-Service“ heißt das Zauberwort. Bereits im vergangenen Jahr wurde mit der aus Aachen in Deutschland stammenden FEV Consulting GmbH eine Kooperation unterzeichnet, um einen Prototypen für ein maßgeschneidertes Betankungssystem für den Markt der Wasserstoff-Mobilität zu entwickeln. Ein Aufbau eines H2-Tankstellennetzes in Nordamerika dürfte nun auf der weiteren Agenda stehen, um die Kunden zukünftig mit dem Treibstoff der Zukunft versorgen zu können.
Als Abrundung der Wertschöpfungskette wurden bereits im Vereinigten Königreich vier Standorte für die Herstellung von grünem Wasserstoff identifiziert, bereits zwei Projekte wurden über die Tochtergesellschaft First Hydrogen Limited für eine erste Finanzierungsrunde beim Net Zero Hydrogen Fund der britischen Regierung eingereicht. Hier wird das Ziel verfolgt, die Automobilkunden des Unternehmens ab Produktion mit einem Großteil ihres Bedarfs an grünem Wasserstoff zu beliefern, um die Flotten von leichten, mit Brennstoffzellen ausgestatteten Nutzfahrzeugen von First Hydrogen betanken zu können. Aufgrund der politischen Fortschritte in Kanada sollen die Produktionspläne für grünen Wasserstoff nun auch auf Nordamerika ausgeweitet werden.
Rob Campbell, Director und CEO von First Hydrogen Energy, kommentierte dies folgendermaßen: „Dies sind wirklich bemerkenswerte Zeiten. Pläne für den transatlantischen deutsch-kanadischen Wasserstoffversorgungskorridor und das historische US-Inflationsreduktionsgesetz werden im selben Monat angekündigt. Grüner Wasserstoff ist ein weltweites Phänomen, und First Hydrogen plant die Herstellung und Lieferung von grünen Wasserstofflösungen für Nutzfahrzeuge in Nordamerika, Großbritannien und Europa."
Zwischenfazit
Die Entwicklung von First Hydrogen in den vergangenen Monaten zu einem „Hydrogen-as-a-Service“-Anbieter läuft rasend schnell. Mit dem Abschluss der ersten Testfahrten des Utility Vans konnte ein weiterer wichtiger Meilenstein in Richtung Roll-out gesetzt werden. Die Abdeckung der Wertschöpfungskette vom Produzenten von grünem Wasserstoff über den Bau von Betankungsanlagen hin zum Verkauf der leichten Nutzfahrzeuge beinhaltet zudem erhebliche Skaleneffekte. Weiterhin besitzt die Expansion nach Nordamerika erhebliches Potenzial, speziell nach der Verkündung der Wasserstoff-Kooperation zwischen Kanada und Deutschland. Dadurch wird es für das kanadische Unternehmen von mehreren Seiten möglich, an die Geldtöpfe der kanadischen Regierung zu gelangen. Im Vergleich zur Konkurrenz hinkt die Börsenbewertung von First Hydrogen der Konkurrenz trotz der zuletzt starken Performance weiterhin teils deutlich hinterher.