Revolution im Wasserstoffsektor?
Grüner Wasserstoff ist der einzige Wasserstofftyp, der vollständig mit den Netto-Null-Emissionszielen und nachhaltigem, klimafreundlichem Energieeinsatz vereinbar ist. Das Marktvolumen für die saubere Energielösung lag 2021 laut Grand View Research bei 3,2 Mrd. USD und soll zwischen 2022 und 2030 mit einer dynamischen Wachstumsrate in Höhe von 39,5% ansteigen. Bislang waren die größten Nachteile von grünem Wasserstoff die hohen Produktionskosten. Mit der bekanntgegebenen Kooperation zwischen dynaCERT und Cipher Neutron zur Weiterentwicklung, Produktion und Vermarktung einer hochmodernen Wasserstofftechnologie, einschließlich der Anionen-Austauschmembran-Elektrolyseur-Technologie AAM, könnte der Preis für die Energie der Zukunft deutlich gesenkt werden.
AAM gilt als perfekte Symbiose von Protonenaustauschmembran-Elektrolyseuren (PAM) und alkalischen Elektrolyseuren. Durch den Gebrauch von Platin und Iridium als Katalysatoren entstehen bei PAM hohe Materialkosten, während bei der AAM-Technologie auf derartige Edelmetalle verzichtet wird. Die größten Nachteile der alkalischen Elektrolyse sind wiederum die niedrige Stromdichte und die zersetzende alkalische Lösung, die als Elektrolyt verwendet wird. Die AAM-Technologie bietet dagegen eine höhere Stromdichte, da sie im Vergleich mit alkalinen Elektrolyseuren erheblich niedrigere Mengen zersetzender Elektrolyte verwendet.
Deutliche Vorteile in der Effizienz
Der Fokus von Cipher Neutron liegt auf Elektrolyseure für die Produktion von grünem Wasserstoff und umkehrbaren Brennstoffzellen für Energieerzeugungs- und Energiespeicherlösungen. Dabei bieten die entwickelten Produkte deutliche Vorteile gegenüber anderen Lösungen der Wasserstoffproduktion, Energieerzeugung und Energiespeicherung, die derzeit auf dem Weltmarkt erhältlich sind. Mit dem kanadischen Unternehmen dynaCERT plant Cipher Neutron nun den Ausbau der Entwicklung der hochwirksamen AAM-Elektrolyseure von dynaCERT. Bisher wurde ein Prototyp mit 5 KW entwickelt, der die Vorteile deutlich herausstellt.
Ein klassischer Elektrolyseur verbraucht mehr als 51 kWh Energie, um ein 1kgWasserstoff zu produzieren oder 77 % Effizienz zu erreichen, während der von Cipher Neutron und dynaCERT gemeinsam entwickelte AAM-Elektrolyseur mit 5 KW den Energieverbrauch auf 48 kWh reduziert und auf eine Effizienz von 82 % gelangt. Das Produkt soll bis zum 4. Quartal 2023 Marktreife erlangen und wäre der AAM-Elektrolyseur, der aktuell die größte Kapazität mit einem einzelnen Stack bietet.
Entwicklung in größerem Maßstab
Die Ziele des Joint Ventures zielen darauf ab, kommerziell größere Systeme zu konzeptionieren, die grünes Wasserstoffgas zu wettbewerbsfähigeren Preisen produzieren können, um somit eine Vorreiterrolle im Bereich der Wasserstofftechnologie einzunehmen. Dabei liegt der Fokus der Forschungs- und Entwicklungsteams der Partner weiterhin auf Kosteneffizienz und niedrigere Materialkosten. So sollen AAM-Elektrolyseure mit 5 KW und 50 KW produziert werden, die kommerziellen Spezifikationen möglicher Kunden auf internationaler Ebene erfüllen. In größeren Dimensionen ist die Produktion eines 250 KW-Elektrolyseurs, der für zukünftige groß angelegte Infrastrukturprojekte geeignet sein soll, in der Entwicklung.
Zwischenfazit
Die vereinbarte Kooperation zwischen dynaCERT und Cipher Neutron könnte einen Game Changer in der Gewinnung von günstigem grünem Wasserstoff bedeuten. Die Marktreife für die kleine Produktline des AAM-Elektrolyseurs mit 5 KW ist bereits für das laufende Jahr geplant. Darüber hinaus konnte dynaCERT im abgelaufenen vierten Quartal deutliche Erfolge beim Vertrieb seiner HydraGEN-Technologie vermeldet. 137 bestätigte Aufträge wurden Ende des Jahres vermeldet, wobei sogar 112 noch in 2022 das Lager verließen. Im Vergleich dazu wurden im dritten Quartal lediglich 9 HydraGEN-Einheiten an den Mann gebracht. Einen weiteren Meilenstein dürfte das endgültige „Go“ für den Handel mit CO2-Zertifikaten bedeuten.
Laut dem CEO von dynaCERT, Jim Payne, befindet sich das Unternehmen im Rahmen des Verified Carbon Standard- von Verra, dem global am weitest verbreiteten Programm zur Anrechnung von eingesparten Treibhausgasen, in der Endphase. Als letzten Schritt beauftragte Verra mit Earthood einen zugelassenen Validierer mit der Erbringung von Dienstleistungen in Zusammenhang mit der Methodenvalidierung gemäß den im Abkommen und den VCS-Bestimmungen festgelegten Bedingungen. Mit der endgültigen Zustimmung würde sich für dynaCERT eine neue, wiederkehrende Ertragsquelle eröffnen. Denn mit der Verwaltung von Emissionsgutschriften für ihre HydraGEN-Kunden basiert das Geschäftsmodell auf der Aufteilung der durch den Verkauf von Emissionsgutschriften erzielten Einnahmen. Zudem will das Unternehmen in Form einer Emissionszertifikate-Wandelanleihe bis zu 10 Mio. CAD generieren. Diese ist vor allem für Unternehmen interessant, die ihre Treibhausgase ausgleichen müssen, um ihre ESG-Anforderungen erfüllen zu können. Hier kommen Öl- und Gasproduzenten, aber auch Bergbau- oder Transportunternehmen in Frage.
Das Update erfolgt auf den initialen Report 11/2022