
Hintergrund auf einen Blick
XPhyto Therapeutics Corp. ist ein deutsch-kanadisches Biotech-Unternehmen, das sich auf die nächste Generation von Medikamentenformulierungen, Diagnostika und neue pharmazeutische Wirkstoffe konzentriert. Dazu gehören etwa präzise transdermale und oral auflösbare Medikamentenformulierungen, schnelle und kostengünstige Tests für Infektionskrankheiten und Mundgesundheit sowie die Standardisierung von neuen pharmazeutischen Wirkstoffen für neurologische Anwendungen, einschließlich psychedelischer Verbindungen und Cannabinoide. Das Unternehmen verfügt über Forschungs- und Entwicklungsstandorte in Nordamerika und Europa, mit operativem Schwerpunkt in Deutschland. Im Fokus steht die behördliche Zulassung und Vermarktung medizinischer Produkte für europäische Märkte. So plant das Unternehmen etwa in den kommenden Wochen und Monaten mit eigenen PCR-Schnelltests durchzustarten. Mit Ergebnissen innerhalb von 25 Minuten will das Unternehmen schon bald Kunden überzeugen. Entsprechende Studien laufen parallel zu Gesprächen mit Interessenten an. Weiterhin forscht XPhyto an innovativen Darreichungsformen von Medikamenten, wie etwa Pflaster und sich selbst auflösende Wirkstofffilme zur Anwendung im Mund. Die Ziele hier: Weniger Nebenwirkungen und eine einfachere Handhabung für Patienten und geringere Kosten bei der Herstellung von Medikamenten. Auch hier laufen Studien zur Wirksamkeit. Gänzlich spekulativ ist der Bereich der Psychedelika. Hier wandelt das im Jahr 2017 gegründete Unternehmen auf den Spuren von Christian Angermayer und Peter Thiel und will mit Meskalin und Psilocybin Krankheiten, etwa Depressionen, bekämpfen.
Die Geschäftsfelder
Mit Blick in die Details sind drei wesentliche Geschäftsfelder auszumachen: Diagnose, Medikamente und Darreichungsformen. Im Bereich der Diagnose fokussiert man sich aktuell auf eine besondere Form des PCR-Tests zum Nachweis von Covid-19, der vor Ort durchgeführt werden kann und Ergebnisse schon nach 25 Minuten bietet. Da XPhyto mehrere Tochterunternehmen in Deutschland hat, bestehen insbesondere auch auf dem europäischen Markt Wachstumschancen. Im Bereich der Medikamentenforschung forscht XPhyto zu psychoaktiven Stoffen wie etwa Meskalin und Psilocybin und deren Einsatz gegen psychische Krankheiten. In dem Bereich der Wirkstoffträger dreht sich alles um innovative Darreichungsformen, die Herstellern von Medikamenten entweder Kostenvorteile verschaffen oder aber eine bessere Bioverfügbarkeit von Wirkstoffen ermöglichen sollen.1
Beteiligungen in Deutschland
Das Unternehmen ist agil aufgestellt und organisiert Plattformen, die innerhalb kritischer medizinischer Anwendungen eine Skalierbarkeit des Geschäfts ermöglichen. XPhyto agiert in Kanada und auch Deutschland und ist Eignerin des deutschen Unternehmens Vektor Pharma TF GmbH. Im Bereich der Forschung und Entwicklung arbeitet XPhyto mit der kanadischen University of Alberta zusammen. Mit dem schwäbischen Unternehmen 3a-Diagnostics bestand bisher ein Vertrag über den Austausch von Technologie rund um Biosensoren, zuletzt wurde das Unternehmen von XPhyto übernommen. Die Technologie der 3-a-diagnostics GmbH dient unter anderem dazu, den eigenen PCR-Test mit Ergebnissen innerhalb von 25 Minuten umzusetzen. XPhyto nahm zuletzt u.a. Kapital auf, um die Firma ins Portfolio zu übernehmen.2

Market-Timing und Chancen
XPhyto agiert in drei Bereichen, deren Märkte vollkommen unterschiedlich reif sind. Während das Geschäft mit psychedelischen Medikamenten etwa von Zulassungen abhängig ist und offen bleibt, inwiefern Wirkstoffe, wie etwa Meskalin, zur Therapie psychischer Erkrankungen in den jeweiligen Regionen der Welt zugelassen werden, gibt es für innovative Darreichungsformen und auch Biosensoren sowie andere Diagnose-Verfahren schon heute intakte Märkte.
Diagnostika – Multi-Milliarden-Markt
Marktgröße für Diagnostika 2020 allein in Deutschland.
Gerade die Pandemie hat den Markt für Antigen- und auch PCR-Tests in Bewegung gebracht und neue Anwendungsfälle geschaffen. Laut des deutschen Verbands der Diagnostica-Industrie lag das Marktvolumen für entsprechende Diagnostika 2020 bei 2,7 Mrd. EUR. Davon entfielen 2,39 Mrd. EUR auf sogenannte Reagenzien und 356,7 Mio. EUR auf Geräte und Service. Der Großteil des Geschäfts mit Reagenzien wird mit 875,7 Mio. EUR im Bereich Infektiöse Immunologie gemacht.3
Hier ist auch XPhyto mit seinem schnellen PCR-Test aktiv. Angesichts des fortdauernden Bedarfs an Testungen und der Gewissheit, dass idealerweise auch Geimpfte regelmäßig getestet werden sollten, dürfte der Markt 2021 und auch 2022 noch stärker wachsen.
XPhyto verweist darauf, dass der Schnell-PCR-Test des Unternehmens viele Abläufe beschleunigen und eine Rückkehr zu einem normalen Leben bei einem höheren Grad an Sicherheit begünstigen kann. Als typische Anwendungsfälle nennt das Unternehmen Schnell-PCR-Tests in Flughäfen, die zuverlässige Ergebnisse liefern, bevor Fluggäste den Flughafen verlassen haben. Auch vor Schulen und Universitäten oder bei der Einweisung in Krankenhäuser könnten derartige Tests zum Einsatz kommen und so dank der größeren Genauigkeit im Vergleich zu Antigen-Schnelltests für mehr Sicherheit sorgen. Die Test-Technologie von XPhyto trägt das CE-Zeichen und ist damit innerhalb der EU zum Vertrieb zugelassen.
Neben Tests zum Nachweis von Covid-19 arbeitet XPhyto mit der 3a-diagnostics GmbH auch an weiteren Biosensoren, die neben viralen auch bakterielle Infektionen diagnostizieren können. Dazu gehören Krankheiten, wie bestimmte Entzündungen im Mundraum (Periimplantitis, Parodontitis und Stomatitis) sowie Scharlach und Grippe. Zur größe des Marktes verweist das Unternehmen etwa auf den Markt für zahnmedizinische Dienstleistungen, der nach Angaben von Precedence Research bis 2030 voraussichtlich 698,8 Mrd. USD erreichen soll.4

Innovative Darreichungsformen gefragt
Keine genauen Marktdaten liegen für innovative Darreichungsformen vor. Die Forschung verwies allerdings bereits vor Jahren darauf, dass innovative Präparate aus Genomik und Biotechnologie auch die Entwicklung innovativer Darreichungsformen erfordern. Wie eine Analyse von Technical Insights, einem Unternehmensbereich von Frost & Sullivan schon 2005 gezeigt hat, können aus Innovationen bei Darreichungsformen zahlreiche Vorteile entstehen. Beispiele sind eine vereinfachte Handhabung, weniger Nebenwirkungen und geringere Kosten.
An diesem Punkt setzt XPhyto an und hat neben Wirkstoffpflastern auch sich selbst auflösende Wirkstofffilme entwickelt, die Wirkstoffe sublingual, also unter der Zunge, freisetzen. Sämtliche Darreichungsformen wurden vom deutschen XPhyto-Tochterunternehmen Vektor Pharma entwickelt.
Psychedelika und ihr Potenzial
Bis 2028 soll der weltweite Markt für Medikamente gegen Depressionen diese jährliche Größe erreichen.
Drittes Standbein von XPhyto ist der Markt für psychoaktive Stoffe. Während Vertreter des deutschen Gesundheitssystems Stoffen wie THC, Psilocybin oder auch Meskalin kritisch gegenüberstehen, geht der Trend in Nordamerika längst in eine andere Richtung. Dort sorgen Star-Investoren, wie Bruce Linton oder auch Peter Thiel für einen Hype rund um psychedelische Wirkstoffe. Studien deuten darauf hin, dass sich damit verschiedene psychische Krankheiten behandeln lassen – sofern Dosis und Qualität stimmen.
Sofern sich durchsetzt, dass psychoaktive Stoffe wirksam gegen psychische Erkrankungen sind, können Anbieter dieser Produkte auf eine große Nachfrage hoffen. Schon heute prognostizieren Marktforscher, wie Data Bridge, dass der Markt zur Behandlung von verschiedenen Formen von Depressionen bis 2028 weltweit auf ein Volumen 14,3 Mrd. USD wachsen könnte. Dabei soll der Marktanteil in Nordamerika, Europa, Asien-Pazifik und Südamerika jeweils in etwa gleich groß sein. 5
Mit Geschäftsbeziehungen in Nordamerika und Europa könnte XPhyto gut positioniert sein, um von dieser prognostizierten Marktentwicklung zu profitieren. In erster Linie arbeitet das Unternehmen mit den Wirkstoffen Psilocybin und Meskalin.

Karten werden neu gemischt
Das Geschäft von XPhyto ist aufgrund der Zusammensetzung der unterschiedlichen Geschäftsbereiche einzigartig. Das mit Blick auf 2022 größte Wachstumspotenzial sieht das Management allerdings im Bereich Diagnostika. Wohin die Reise für XPhyto in den kommenden Jahren gehen könnte, zeigt ein Blick in das Wettbewerbsumfeld, exemplarisch das koreanische Unternehmen SD Biosensor, das sich als weltweite Nummer 1 im Bereich der Diagnostik bezeichnet. Hier lief die Gründerstory jedoch etwas anders. SD Biosensor wurde erst 2010 gegründet und ging im Sommer 2021 an die Börse. Die Marktkapitalisierung beträgt heute knapp 4 Mrd. EUR. SD Biosensor zeichnet sich durch hohe Margen aus - die vom Markt für 2021 erwartete EBITDA-Marge liegt bei 48,9 %. 6
Studien stehen unmittelbar bevor
Erwartete EBITDA-Marge von SD Biosensor im Jahr 2021
Auch XPhyto strebt im Bereich Diagnostik nach Effizienz und betont den Plattform-Gedanken: „Wir wollen XPhyto als führenden Hersteller von Biosensoren positionieren und die Technologie unseres Partners 3a mit Dünnschichttechnologie kombinieren. Auf diese Weise entsteht eine Plattform, auf deren Basis wir verschiedene Lösungen rund um schnelle und kostengünstige Testverfahren aufbauen können", erklärt Hugh Rogers, CEO von XPhyto gegenüber researchanalyst.com. So sollen in den nächsten Wochen und Monaten nach Unternehmensangaben zahlreiche klinische Testreihen für die PCR-Tests starten, die binnen 1-2 Wochen Ergebnisse versprechen und direkte Bestellungen nach sich ziehen können.

Schnelle PCR-Tests liegen im Trend
Auch im Bereich der innovativen Darreichungsformen und dem Einsatz von Psychedelika als Medikamente führt XPhyto in den kommenden Monaten Untersuchungen durch, die wissenschaftlich dokumentiert die Vorteile der jeweiligen Technologie darlegen können. XPhyto verspricht sich von in diesen Studien Katalysatoren für das Neugeschäft. Vor allem die schnellen PCR-Tests sollen dem Unternehmen zum Durchbruch verhelfen. Wie man bei XPhyto betont, habe der Markt für derartige Tests zuletzt noch einmal deutlich an Dynamik gewonnen: „Das Geschäft mit Tests boomt und es gibt bereits heute einen Trend hin zu schnellen PCR-Tests. Die Nachfrage ist sehr groß", betont Rogers.
Frühe Börsennotierung als Chance
Zum richtigen finanziellen Setup in der Biotech-Branche gibt es höchst unterschiedliche Ansätze. Während Unternehmen wie SD Biosensor zwar heute gute Geschäfte mit den Großen der Branche, wie etwa Roche, machen, stehen derartige Partnerschaften bei XPhyto natürlich noch aus. Allerdings war etwa SD Biosensor in seiner frühen Phase zwischen 2010 und 2021 nicht börsennotiert und konnte in Ruhe ein Geschäft aufbauen. Die früh am Kapitalmarkt notierte XPhyto sucht allerdings bereits in der frühen Phase der Geschäftsentwicklung nach Investoren am offenen Markt. Man könnte auch sagen, dass die Firma viel auf eine Karte setzt und sich früh dem agilen Kapitalmarkt aussetzt. Risko und Chance bei möglicher Dynamik inbegriffen.
Inwiefern eine solche frühe Beteiligungsmöglichkeit aber für Investoren Erfolg versprechen kann, hängt natürlich stark vom Ausgang der ausstehenden klinischen Studien ab. Nicht selten forschen Biotechs jahrelang ohne jegliche Earnings vorzuweisen. Ist ein Erfolg konkret absehbar, machen häufig institutionelle Investoren Kasse, die das Unternehmen in einem frühen Stadium begleiteten - für einen Großteil von Anlegern bleiben dann noch die Krümel vom Kuchen.
Ein gutes Signal ist, wenn dem Biotech immer wieder frische Mittel zufließen. Angesichts der bevorstehenden klinischen Testreihen in sämtlichen Bereichen, die teilweise direkt in Zusammenarbeit mit potenziellen Kunden durchgeführt werden, könnte XPhyto nun vor einer deutlichen Belebung des Geschäfts stehen. Zuletzt gelang es dem Unternehmen, eine Kapitalmaßnahme über 7 Mio. CAD abschließen. Das primäre Ziel dieser Maßnahme sei die vollständige Übernahme der 3a-diagnostics GmbH sowie die Anbahnung von Neugeschäft, ist dem Statement zu entnehmen.
SWOT – ein Kurzüberblick
Stärken
- Drei vielversprechende Geschäftsfelder (Diagnostika, Darreichungsformen und Psychedelika)
- Rapid PCR-Test als Wachstumstreiber
- In früher Unternehmensphase bereits börsennotiert
- Kapitalerhöhung kürzlich erfolgreich abgeschlossen
- Plattform-Ansatz
Schwächen
- Entscheidende Studien stehen noch aus
Chancen
- Große Nachfrage nach Covid-19 Testlösungen
- Potenzial rund um die Diagnose von Munderkrankungen und innovative Darreichungsformen
Risiken
- Konkurrenz aus Asien
- Marktreife der Produkte teilweise noch nicht abschließend belegt

Fazit und Ausblick
XPhyto ist ein Biotech-Unternehmen, das in drei Wachstumsfeldern agiert. Das Geschäft mit Diagnostika ist vor dem Hintergrund der Pandemie sehr aussichtsreich, doch ist XPhyto auch bei der Diagnose anderer Erkrankungen, wie etwa Mundkrankheiten, wie Parodontitis oder Scharlach und Grippe, aussichtsreich positioniert. Wie groß das Potenzial ist, werden die klinischen Tests der kommenden Wochen und Monate zeigen, von denen einige Kundenaufträge direkt abhängen können. Auch das Geschäft mit alternativen Darreichungsformen wird in den kommenden Monaten in Form von klinischen Studien unter Beweis gestellt und hat das Potenzial, Anwendungsfehler seitens der Patienten zu vermeiden und bei der Herstellung von Medikamenten Kosten zu sparen. Mit dem Geschäftsfeld rund um Medikamente und Psychedelika wandelt XPhyto auf den Pfaden zahlreicher Star-Investoren wie Peter Thiel oder Christian Angermayer. Während dieses Thema in Deutschland noch nicht den Nerv von Medizinern und Entscheidern im Gesundheitswesen getroffen hat, ist man in Nordamerika aufgeschlossener. Da XPhyto in beiden Regionen präsent ist, kann das Unternehmen dieses spekulative Geschäftsfeld innerhalb eines konstruktiven Umfelds vorantreiben.
Die kommenden Wochen und Monate werden für XPhyto entscheidend. Gelingt es, Kunden zu akquirieren und die einzelnen Geschäftsbereiche weiterzuentwickeln, liegen bald auch Zahlen vor, auf deren Basis das kommende Wachstum des Unternehmens noch besser eingeschätzt werden kann. Bis dahin bleibt XPhyto ein spekulatives Papier mit großem Blue-Sky-Potenzial.