
Varta – Deutsche Technologie aus Ellwangen seit 1887
"Wir definieren die Zukunft der Batterietechnologie, um ein unabhängigeres Leben zu ermöglichen"
VARTA (Akronym für: Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren) ist ein traditionsreicher deutscher Batteriekonzern mit Sitz im baden-württembergischen Ellwangen. Die VARTA AG als Muttergesellschaft der Gruppe ist über ihre hauptsächlichen operativen Tochtergesellschaften VARTA Microbattery GmbH und VARTA Storage GmbH in den Geschäftssegmenten Microbatteries und Energy Storage Solutions tätig.
Der Schweizer Industriekonzern Montana Tech Components ist mit 57,9% der Aktien Großaktionär bei VARTA. Neben einem ca. fünfprozentigen Anteil von Goldman Sachs befinden sich die restlichen 37% der Aktien im Streubesitz. Als einer der zwei weltweit größten Hersteller von Mikrobatterien für Hörgeräte ist die VARTA Microbattery GmbH ein Pionier im Mikrobatteriesektor. Die Mikrobatterien für Hörgeräte werden unter der Marke 'power one' sowie als White Label-Produkte für führende Hörgerätehersteller und Batteriemarken produziert, verkauft und vermarktet. Daneben ist die VARTA Microbattery GmbH bestrebt, ihre Expertise im Bereich der Mikrobatterien für Hörgeräte auf den Wachstumsmarkt für wiederaufladbare Mikrobatterien für die Unterhaltungselektronik und eine Vielzahl an industriellen Anwendungen zu übertragen.

Durch ihre Tochtergesellschaft VARTA Storage GmbH fokussiert sich die Gruppe auf das Design, die Systemintegration und die Montage von stationären Lithium-Ionen-Energiespeichersystemen für Haushalte und maßgeschneiderte Batteriespeichersysteme für OEM-Kunden. Mit vier Produktions- und Fertigungsstätten in Europa und Asien sowie Vertriebszentren in Asien, Europa und den USA sind die operativen Tochtergesellschaften der Gruppe derzeit in über 75 Ländern weltweit tätig.
VARTA ist auch der Markenname für Waren, die von derzeit oder früher zum Konzern gehörenden Unternehmen hergestellt oder vertrieben werden. Dazu gehören beispielsweise Akkumulatoren und Batterien. Die VARTA AG besteht aus den drei Tochterunternehmen Varta Microbattery, VARTA Consumer Batteries GmbH & Co. KGaA und VARTA Storage GmbH. Der Markenname wird auch beim jährlich erscheinenden VARTA Hotel- und Restaurantführer verwendet.
An Bord bei über 70% aller Hersteller
Wahl der Erstausrüster
Automobilhersteller wählen die Komponenten, welche für ihre Autos die beste Lösung darstellen. Neben der Qualität gibt es zwei weitere Aspekte, auf die Automobilhersteller achten, wenn sie eine Batterie auswählen. Ein Aspekt ist die Leistung, der andere eine sehr niedrige Ausfallrate.
Führender Batterieanbieter für Automobilindustrie
Tatsache ist, dass 7 von 10 Neufahrzeugen mit Start-Stopp-Technologie, die mit einer AGM-Batterie ausgerüstet sind, über eine VARTA-Batterie verfügen. Über das OE-Logo („Originalersatzteil“) ist klar dokumentiert, dass es sich bei dem Bauteil um ein Originalteil handelt. Das heißt, dass nahezu alle VARTA-Batterien auf derselben Produktionslinie wie die Originalbatterien hergestellt werden.
Unter Neufahrzeugen mit Start-Stopp-Technologie ist VARTA gut vertreten
OE-Qualitätszertifikat und Prozesse
VARTA hat über 100 Prozesse, Produktparameter und Variablen definiert, welche bei der gesamten Produktion unterschiedlicher Batterien überprüft und überwacht werden. Dank dieser hohen Qualitätsansprüche ist das Unternehmen auch ein starker Partner für die Automobilindustrie. Ein klarer Konkurrenzvorteil sind hier die relativ hohen Markteintrittsbarrieren.
Der globale Markt für e-Mobilität
Elektroautos werden in Zukunft erschwinglicher – Experten prognostizieren bis zum Jahr 2025 eine Preisreduzierung von Lithium-Ionen-Akkus auf ca. 80 EUR pro Kilowattstunde. Im Jahr 2010 lag der Preis für die Energiespeicher noch bei etwa 600 EUR pro Kilowattstunde.
Prognose für den Preis von Energiespeichern pro speicherbarer Kilowattstunde von 2010 bis 2025.
Die Batterieeinheit gilt als Hauptgrund für den erhöhten Preis von Elektroautos im Vergleich zu PKW mit Verbrennungsmotor und damit indirekt auch für die Zurückhaltung der Kunden - insbesondere in Deutschland - beim Erwerb von Elektroautos. Die Batterie spielt als Energiespeicher für das Fahrzeug eine zentrale Rolle bei der Produktion von Elektroautos, denn von der Batteriekapazität hängt die Reichweite des Fahrzeuges entscheidend ab. In Anbetracht der wichtigsten Herstelleransammlungen weltweit werden noch bis 2022 die größten Batteriekapazitäten in asiatischen Ländern, allen voran in China, produziert werden. Die Produzenten mit den größten Marktanteilen sind Panasonic, CATL und BYD. Durch den Bau verschiedener Giga-Fabriken werden jedoch in den nächstehn Jahren auch entscheidende Kapazitäten in den westlichen Nationen aufgebaut. VARTA gehört in Mitteleuropa zu einem der kommenden Player im Batteriemarkt.
Die Finanzkennzahlen im Überblick
Varta AG in Tsd. EUR | 2019 | 2020 | 2021e | 2022e |
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Umsatz / Gesamtleistung | 367.005 | 874.563 | 936.729 | 1.094.500 |
Rohertrag | 238.527 | 540.137 | 572.886 | 633.450 |
EBITDA | 91.391 | 233.080 | 283.233 | 349.857 |
EBITDA-Marge in % | 24,9 | 26,7 | 28,4 | 30,2 |
EBIT | 76.558 | 181.217 | 185.000 | 238.414 |
EBIT-Marge in % | 20,9 | 20,7 | 20,4 | 21,8 |
Konzernergebnis | 50.390 | 95.411 | 128.650 | 166.500 |
Bereinigtes Ergebnis je Aktie (EPS) in EUR | 1,28 | 2,36 | 3,28 | 4,02 |
Die VARTA AG will ihre Gesamtleistung von 2018 bis 2022e von 275,8 auf 1.094,5 Mio. EUR steigern. Dies entspricht einem durchschnittlichen Umsatzwachstum (CAGR) von 41% per annum. Das Unternehmen arbeitet mit einer Rohertragsmarge von über 60%. In 2020 gab es coronabedingt einen Stillstand in der Margenverbesserung des EBITs bei ca. 20,7%, in den kommenden Jahren schätzen Analysten wieder einen Anstieg Richtung 22%. Mit der Ankündigung des Markteintritts in die e-Mobilität ab 2024 sollte es zu einer weiteren Margenausdehnung kommen. Entscheidend ist, ob VARTA seinen historisch gewachsenen technologischen Vorsprung auch in der Entwicklung neuer leistungsstarker Batterien für die Kraftfahrzeug-Industrie unter Beweis stellen kann. Die vom Markt erteilten Vorschusslorbeeren in der Bewertung bedeuten immerhin einen fünffachen Umsatz bereits vor der offiziellen Bekanntgabe des Produktstarts im Jahr 2024. 1
SWOT-Analyse: Das Stärke/Schwächen-Profil
Stärken
- Langjährige & loyale Beziehungen zu Großkunden (Kundentreue)
- Zugang zu deren Entwicklungsprojekten (Joint Engineering)
- Marktführerschaft in Teilsegmenten der Auto- und Miniaturbatterien
- Mitarbeiter und Ingenieure mit langer Erfahrung
- Hohe Fertigungstiefe inklusive eigenem Werkzeugbau
- F&E Anstrengungen in enger Abstimmung mit Kunden
- Zugang zu staatlichen Förderungen im Bereich Klimaschutz / CleanTech
Schwächen
- Derzeit noch relative Abhängigkeit vom Microbatterienmarkt
- Kostenstruktur muss noch an spätere Großserienproduktion angepasst werden
- Hoher Finanzierungsbedarf in F&E und Marktanteilsgewinnung
- Hoher Aufwand für Qualitätsprotokollierung, Auditierung, Zertifizierung
Chancen
- Noch stärkere Marktdurchdringung in den Bereichen Microbatterien, Automotive und e-Mobility möglich
- Einige Anwendungsbereiche sind noch zu wenig adressiert oder gar nicht bearbeitet (z.B. Raumfahrt, Robotik und Medizintechnik)
- Erweiterung des Geschäftsmodels hin zu „Mobility Components und Systems“ mit großem Umsatz- und Margenpotential
- Kunden sind bereit, Entwicklungsbudgets zur Verfügung zu stellen
Risiken
- Lange Kundenakquise (1-3 Jahre von Kontaktaufnahme bis zur Erteilung von Serienaufträgen) insbesondere bei OEMs
- Abhängigkeit von Großkunden ist tendenziell gegeben (z.B. Apple)
- Regressforderungen der Großkunden bei Liefer- und Qualitätsproblemen
- Steigende Rohstoffpreise, insbesondere bei Selten-Erde-Metallen
- Zugang zu asiatischen Rohstoffen könnte nötig sein (Außenpolitik)
- Hoher Aufwand für Produkt- und Verfahrensentwicklung
- Verlust einzelner Großkunden, da hohe Abhängigkeit zum Automobilsektor
Geschäftszahlen zum Halbjahr 2021
Die VARTA AG bleibt mit ihren Halbjahreszahlen auf ihrem angekündigten Wachstumskurs. Der Konzernumsatz stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 um 1,8% auf 397,6 Mio. EUR, das bereinigte EBITDA um rund 10% auf 112,3 Mio. EUR. Zwar liegt das nur am unteren Rand der Analystenschätzungen, das Technologieunternehmen aus Ellwangen sieht seine Prognose für das laufende Jahr aber bestätigt.
Mit der Ende Juni offiziell eröffneten neuen Lithium-Ionen-Zellenfabrik am Standort Nördlingen stehen für die Produktion der kleinen Lithium-Ionen-Rundzellen nun 60.000 Quadratmeter Produktionsfläche zur Verfügung. Die VARTA AG hat somit die Infrastruktur, um bis zu 400 Millionen Zellen pro Jahr produzieren zu können. Die für das zweite Halbjahr avisierten neuen Kundenaufträge laufen derzeit an. Ende des Jahres startet zudem die Pilotproduktion der neuen ultrahochleistungsfähigen Lithium-Ionen-Rundzelle V4Drive im Format 21700 am Standort Ellwangen. Für die Zelle gibt es bereits einen bestätigten Kundenauftrag.

Herbert Schein, Vorstandsvorsitzender der VARTA AG: „VARTA erhöht die Profitabilität in diesem Jahr weiter. Wir haben angekündigt, 2021 das sehr gute operative Ergebnis des vergangenen Jahres noch einmal zu steigern und eine EBITDA-Marge von rund 30% zu erreichen. Nach den ersten sechs Monaten können wir sagen: Unsere Planungen gehen voll auf. Dazu beigetragen haben alle Unternehmensbereiche. Unsere klare Wachstumsstrategie in allen Segmenten, unsere Fokussierung auf Innovationen und unsere Kompetenz im Lithium-Ionen-Bereich zahlen sich einmal mehr aus.“
Im Geschäft mit den Lithium-Ion Battery Packs setzt sich das sehr hohe Wachstum fort. Das bereinigte EBITDA ist von 82,4 auf 84,4 Mio. EUR angestiegen (+2,4%). Die Ergebnissteigerung ist das Resultat aus weiteren Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen. Daraus resultiert eine bereinigte EBITDA-Marge von 36,2% im Verhältnis zum Umsatz, was einer Verbesserung um 1,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Umsatz im Segment Lithium-Ion Solutions & Microbatteries erreichte in den ersten sechs Monaten 2021 233,2 Mio. EUR und liegt damit 2,7% unter dem Vorjahreszeitraum.
Das ausgegebene Ziel von Varta lt. CEO für die EBITDA-Marge
Berücksichtigt man hierbei den erhöhten Bestandsaufbau an unfertigen und fertigen Erzeugnissen, liegt der diesjährige Umsatz einschließlich Bestandsaufbau um 5% über dem entsprechenden Vorjahreswert. Dieser deutliche Bestandsaufbau bei den wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Zellen für Hightech-Consumerprodukte, insbesondere für kabellose Premium-Kopfhörer (Hearables) erfolgt, um die bereits angekündigten Kundenprojekte in der zweiten Jahreshälfte erfüllen zu können und entspricht den Erwartungen. Bei den Hörgerätebatterien wurde die weltweite Marktposition weiter gefestigt. Der Konzern profitiert derzeit von seinem sehr robusten Geschäftsmodell bei primären Hörgeräte-Batterien und von der Zunahme der Nachfrage nach wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Zellen.
Das Segment Household Batteries umfasst das Geschäft der Consumer Batteries und die Energiespeicherlösungen. Hier ist der Umsatz von 150,9 auf 164,4 Mio. EUR gestiegen. Dies entspricht einem Umsatzwachstum von 8,9% im Vergleich zum Vorjahr. Das bereinigte EBITDA ist von 19,7 auf 27,8 Mio. EUR angestiegen (+41,6%), was einer deutlich überproportionalen Steigerung gegenüber der Umsatzentwicklung entspricht. VARTA Consumer Batteries hat durch die Fokussierung auf das Markengeschäft ihre Profitabilität gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich verbessert. Das Geschäft mit Energiespeicherlösungen ist im Geschäftsjahr sehr dynamisch gewachsen und hat sich gegenüber dem Vorjahresquartal verdoppelt und damit weitere Marktanteile hinzugewonnen. Die bereinigte EBITDA-Marge liegt bei 16,9% im Verhältnis zum Umsatz, was einer Verbesserung um 3,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 2
Ausblick: Dynamisches Wachstum, aber hoch bewertet
Die VARTA AG hat ihre Prognose Anfang November nach unten korrigiert. Gründe sind Produktionsausfälle einiger Kunden, die durch die Belastung der Lieferketten enorme Materialengpässe erleben. Gleichzeitig korrigierte VARTA den Umsatzausblick für die Jahre 2022 und 2023 nach unten. Der Aufbau der Pilotlinie für großformatige Lithium-Ionen-Zellen läuft planmäßig, dennoch sind die nötigen Investitionen höher als gedacht.
Das Unternehmen blickt nicht mehr so optimistisch auf die kommenden Monate, der Margendruck über die Beschaffungsmärkte wirkt sich allmählich auf die Nettomargen aus. Dennoch werden das strukturelle Wachstum der Kernmärkte, die nach eigener Einschätzung starke Marktposition in diesen Kernmärkten sowie die weiterhin hohen Investitionen in die Erweiterung der Produktionskapazitäten zu einer verhalten-positiven Geschäftsentwicklung in 2021 führen. Es wird nach der leichten Absenkung der Ziele für 2021 ein Konzernumsatz von rund 900 Mio. EUR erwartet. Das entspricht einem moderatem Umsatzwachstum von 3,5% im Vergleich zum Vorjahr, liegt aber auch ca. 40 Mio. EUR unter der letzten Schätzung. Die relative Marge des bereinigten operativen Ergebnisses (EBITDA) soll überproportional auf bis zu 30% vom Umsatz steigen. Dies entspricht einem Anstieg von bis zu 2,5 Prozentpunkten und unterstreicht die Ertragskraft der VARTA Gruppe.
VARTA investiert nach Angaben unverändert in den Ausbau seiner Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batterien und den Aufbau einer Pilotanlage für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen. Die Aufbauarbeiten für die Pilotlinie sind dabei im Plan, unterliegen aber noch den Einschränkungen bei den Lieferketten. Der Start der Pilotproduktion erfolgt zum Jahresanfang 2022. Mit dem Ausbau seiner Produktionsflächen am Standort Nördlingen hat die VARTA AG ihre potenziellen Produktionskapazitäten nun verdoppelt. Das Unternehmen sieht sich angesichts der weltweit anhaltenden Covid-19 Pandemie und der wieder steigenden Infektionsraten relativ gut aufgestellt. Die Produktion an den eigenen Standorten läuft seit Beginn der Pandemie ohne Unterbrechungen, eine Garantie über den kommenden Winter gibt es aber nicht.
Fazit - Erwartungen überzogen?
Die VARTA AG ist ein Paradebeispiel für einen überzogenen Hoffnungs-Hype im Segment der E-Mobilität. In der ersten Euphoriewelle Januar-Februar 2021 wurde sie im Kurs auf über 180 EUR getrieben, bis dann der Realitätsschock viel geringerer Wachstumsraten und hohen Entwicklungsaufwendungen zu Buche schlug. Die verhaltenen Zahlen und der aktuelle Ausblick von VARTA führten kurzfristig zur Enttäuschung unter den Investoren. Am 08.11.2021 kam es dann zu einer Gewinnwarnung seitens des Unternehmens. Die Zahlen werden aber am 11.11.2021 nochmals konkretisiert.
Auch auf diesem ermäßigten Niveau ist die Börse bereit, weit in die Zukunft zu blicken. So zeigt sich analytisch ein KGV 2022e von über 40 und ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von über 5. Rückblickend konnte nach einer scharfen Korrektur um über 40% vom Top auf 12 Monatssicht kein Kursgewinn in 2021 erzielt werden. Rein charttechnisch befindet sich der Kurs zwischen 110 und 130 EUR im Niemandsland, am unteren Ende droht aber Ungemach. Bei etwa 135 EUR verläuft auch der 200-Tage-Durchschnitt, der kurzfristige 50-Tage-Schnitt zeigt seit drei Monaten eine kommende Kursschwäche an.